Orgelkonzert in Königsfeld

Kirchsaal der Brüdergemeine Königsfeld im Schwarzwald

Samstag, 4. Oktober 2008, 20 Uhr

Orgelkonzert mit Rainer Noll

anlässlich der Erich-Fromm- und Albert-Schweitzer-Tage

Lothar Graap (* 1933, zum 75. Geburtstag)

Fantasia A-(E)S (Hommage à Albert Schweitzer)

Johann Bernhard Bach (1676 – 1749)

Ciacona G-dur

Kurt Fiebig (1908 – 1988, zum 100. Geburtstag)

„Drei Contrapunkte zu BACH“

(Rainer Noll gewidmet)

Johann Gottfried Walther (1684 – 1748)

Concerto h-moll (nach Vivaldi)

Allegro – Adagio – Allegro

Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)

„Allein Gott in der Höh sei Ehr“

a) Begleitsatz des jungen Bach in Arnstadt BWV 715

b) Choralfantasie aus „Leipziger Choräle“ BWV 663 (Melodie im Tenor)

Präludium und Fuge a-moll BWV 543

20. Torhauskonzert (2009)

Am Samstag, dem 8. August 2009, um 17 Uhr findet das 20. Torhauskonzert im ehemals zum Kloster Eberbach gehörenden Erbacher Hof, Heerstraße 15 in Wiesbaden-Nordenstadt  statt (Einlass ab 16 Uhr).  Das Motto lautet:

Orpheus in der Unterhose

und andere Kuriositäten auf exotischen Instrumenten in fliegendem Wechsel

(Schirmherrschaft: Kulturstadtrat Wolfgang Herber)

Für dieses Jubiläumskonzert konnte ein ganz besonderes, hochprofessionelles Ensemble gewonnen werden: die Pifferari di Santo Spirito, das Antidepressivum aus Heidelberg.

Der jüngste Mitspieler ist 9, der älteste 76: Kirchenmusikdirektor Peter Schumann, der fast 30 Jahre Kantor der Heiliggeistkirche in Heidelberg war – daher auch der Name des Ensembles; er wirkte übrigens von 1960-65 als Kantor an der Lutherkirche Wiesbaden, wo Rainer Noll sein Orgelschüler war. Sie dürfen sich freuen auf musikalisches Amüsement vom Feinsten!

Die Torhauskonzerte gründete Rainer Noll, selbst Kantor an St. Martin Kelsterbach, vor 20 Jahren als völlige Privatinitiative, ohne jede finanzielle Rückendeckung von irgendeiner Seite, aber auch ohne auf Gewinn zu zielen. Alle Konzerte haben sich finanziell selbst getragen, auch dank des ehrenamtlichen Helferteams. Im Vordergrund steht einfach die Freude, gute Musik in einer alles anderen als steifen Konzertatmosphäre an Menschen heranzubringen und das schöne Anwesen für Begegnung und Kommunikation zu öffnen – so auch bei den musikalischen Weinproben, die hier seit 9 Jahren stattfinden.

Besondere Höhepunkte in den 20 Jahren waren das 5. Konzert 1994 mit dem russischen Rundfunk- und Fernsehchor aus St. Petersburg, der heute noch in der Region als „Stimmen der Newa“ konzertiert (das Konzert musste am nächsten Tag wegen Überfüllung wiederholt werden!), und das 10. Konzert 1999 mit Bachs Kaffee- und Bauernkantate unter Leitung des Hausherrn und Elmar Gunsch als Moderator. Die Programme reichten von jiddischer Klezmermusik bis Wiener Opern- und Operettenmelodien, von Kammermusik über Klavierduos (mit Rainer Noll auch solistisch am Flügel), großen und kleinen Blech- und Holzbläserensembles bis Ouvertüren von Telemann und Bach.

Als Rahmen dient das Stammhaus der mütterlichen Linie der Vorfahren Rainer Nolls: der bis 1556 zum Kloster Eberbach im Rheingau gehörende Erbacher Hof mit entsprechendem Ambiente, den Noll ebenfalls in Eigeninitiative restauriert hat. Das als Bühne fungierende Torhaus wurde 1849 von Nolls Ururgroßvater Johann Georg Stemler erbaut, also vor genau 160 Jahren (über dem Toreingang findet man Name und Jahreszahl). Doppelter Grund zum Feiern: auch das Torhaus hat also Jubiläum!

Anschließend werden wie immer Getränke und Gegrilltes zum Selbstkostenpreis angeboten.

Programm-THK-2009

Teil einer Erfolgsgeschichte

Wiesbadener Tagblatt, 05.08.2010 – NORDENSTADT

Sein Ururgroßvater erbaute 1849 das Torhaus, in dem Rainer Noll seit 21 Jahren seine Konzertreihe veranstaltet. Bei der Auswahl der Musiker zählen für den Organisten Qualität, Vielfalt und finanzielle Machbarkeit. Archivfoto: Heymann

Von Thomas Karschny

TORHAUSKONZERT Nordenstädter Rainer Noll organisiert Musikabend zum 21. Mal

Niveauvolle Musik unter freiem Himmel in historischem Ambiente – wer danach sucht, ist auf dem 21. Torhauskonzert (THK) im Erbacher Hof in Nordenstadt genau richtig. An diesem Samstagabend ist es wieder soweit.

Musikalischer Gaststar in diesem Jahr ist der Frankfurter Gitarren-Solist Tilman Steitz. Unter dem Motto „Von Bach bis Tango“ wird er Werke aus den entsprechenden musikalischen Epochen von J. S. Bach, Fernando Sor, Federico Moreno-Torroba, Antonio Lauro, Heitor Villa-Lobos und Astor Piazzolla spielen.

Für Hausherr und Organisator Rainer Noll, der das Konzert gemeinsam mit dem Wiesbadener Kulturamt und dem Vereinsring Nordenstadt veranstaltet, ist es eine kleine Premiere. „Sologitarre hatten wir noch nicht im Programm“, erzählt der Organist. 1990 hat der heute 61-Jährige die Torhauskonzertreihe – benannt nach dem 1849 von seinem Urgroßvater erbauten Torhaus – aus der Taufe gehoben. Die Idee dahinter: „Den schönen Erbacher Hof, der mir als Erbe zufiel, nicht nur zur eigenen Freude zu nutzen, sondern von dieser Freude etwas der Allgemeinheit zurückzugeben“, erklärt Noll.

1984 hatte er den einst zum Kloster Eberbach gehörenden Hof geerbt und in der Folgezeit, meist in Eigeninitiative, restauriert. Die wenige Jahre später eingeführte Konzertreihe erwies sich von Anfang an als eine wahre Erfolgsgeschichte. „Die Konzerte waren von Anfang an fast immer ausverkauft“, berichtet Noll.

Unzählige Gäste kommen bereits seit Jahren, teilweise aus bis zu hundert Kilometer entfernten Ortschaften. An einige Höhepunkte kann sich Noll noch gut erinnern. „Da war das fünfte THK 1994 mit dem Rundfunk- und Fernsehchor aus St. Petersburg, für den ich damals eine dreiwöchige Tournee durch Deutschland organisierte. Der Hof war mit fast 500 Gästen restlos überfüllt und das Konzert musste am nächsten Tag für 300 Besucher wiederholt werden“, erinnert sich der Hausherr.

Ebenso ist dem Nordenstädter das zehnte Konzert vor elf Jahren mit Bachs Kaffee- und Bauernkantate unter der Moderation von Elmar Gunsch in guter Erinnerung geblieben.

Sein Erfolgsrezept ist an sich schlicht: Die Augen offen halten und immer wieder Musiker von der Idee seiner Konzerte ohne finanzielle Rückendeckung – schließlich weiß man im Voraus nie, wie viele Karten letztendlich verkauft werden – begeistern.

Gäste schätzen Konzerte mit Event-Charakter

Qualität, Vielfalt und die finanzielle Machbarkeit stehen bei der Auswahl der Künstler im Vordergrund. „Die Konzerte müssen sich ausschließlich durch die Einnahmen tragen, verdient wird da nichts“, erzählt Noll. Im Rahmen der diesjährigen Veranstaltung wird Stadtrat Manfred Laubmeyer den 61-Jährigen mit der Bürgermedaille in Silber auszeichnen. Mit der Ehrenbezeichnung der Stadt werden nicht nur Nolls Einsatz für die Torhauskonzerte, sondern auch weitere Verdienste des Nordenstädters um das kulturelle Leben in der Region, darunter die Organisation zahlreicher Kulturreisen, Orgelfahrten und weiterer Konzertreihen, gewürdigt. Das alles schafft man nicht allein.

Veranstalter erhält Bürgermedaille in Silber

Insbesondere die Torhauskonzerte – hier werden nach dem Konzert Getränkte und Gegrilltes zum Selbstkostenpreis gereicht – wären ohne ein Heer an ehrenamtlichen Helfern nicht zu stemmen. „Der Silberglanz der Medaille, die mir an diesem Tag auch für 21 Jahre Torhaus verliehen werden soll, strahlt auf sie alle“, dankt Noll den unzähligen Helfern für ihr Engagement.

Den Gästen gefällt es: „Geschätzt wird gute und interessante Live-Musik in alles andere als steifer Konzertatmosphäre. Dazu kommt die anschließende Kommunikationsmöglichkeit bei Essen und Trinken, böhmischem Fassbier und von mir selbst ausgesuchten Weinen aus Deutschland, Frankreich und Griechenland bei open end“, erklärt Noll den besonderen Reiz seiner Veranstaltung.

Offenes Ende? „Die Nachbarn sind nicht alle begeistert, besonders wenn es etwas später wird“, gesteht der Organisator: „Aber ich bemühe mich nach Kräften um Verständnis und erwarte dies auch einmal im Jahr“. Muss also nur noch das Wetter stimmen. „Bisher hatten wir 20 mal geradezu unverschämtes Glück und hoffen auf das 21. Mal“, so Noll.

Meditative Karfreitagsmusik – vor 34 Jahren von Rainer Noll begründet

Erschienen in „Kelsterbach Aktuell“, 12.4.2013

Rainer Noll, der Kantor der St. Martinsgemeinde in Kelsterbach, spielte 1979 seine erste Karfreitagsmusik an der Orgel der St. Martinskirche. Später nahm er auch gelegentlich Gesangssolisten und weitere Instrumente hinzu.

In diesem Jahr bestritt er die „Musikalische Meditation zur Todesstunde Jesu“ wieder allein an der wunderbaren Förster & Nicolaus-Orgel, ergänzt durch die Lesungen der Passionsgeschichte durch Pfarrvikarin Inga von Gehren. Werke von Johann Seb. Bach umrahmten die feierliche Stunde. Ganz dem Tag angemessen, begann Noll mit dem in „Grautönen“ gehaltenen Präludium und Fughette d-moll, Bachwerkeverzeichnis (BWV) 899. Es folgten das ursprünglich für Laute komponierte Präludium c-moll BWV 999 und die Fughette c-moll BWV 961, die sich beide, wie das vorherige Werk, unter Bachs Klavierwerken finden, aber gerade auf der Orgel einen besonderen Reiz entfalten.

Von dem zeitgenössischen Komponisten Lothar Graap (geb. 1933) erklang die Choralpartita über „Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen?“, die weniger durch ihre gar nicht moderne Tonsprache als vielmehr durch Nolls subtile Klangfarbenwahl und feinsinnige Interpretation überzeugte.

Als kompositorische Schwergewichte müssen die drei Brahms-Werke gelten: die beiden Choralvorspiele „Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen?“ und „O Haupt voll Blut und Wunden“, Op. posth. 122 Nr. 2 und 9, sowie vor allem die kontrapunktisch dichte und komplexe Fuge as-moll, die allein schon durch ihre entlegene Tonart mit sieben b als Vorzeichen höchste Anforderungen an Konzentration, Intensität, Gestaltungskraft und Technik des Interpreten stellt. Hier muss man außerdem das Zusammenspiel von Orgel und Registrierkunst Nolls bewundern, das immer wieder neue, überzeugend romantische Klangbilder in glutvoller Darstellung hervorzauberte.

Nicht weniger beeindruckte Nolls ausgereifte Interpretationskunst in Bachs abschließender Choralfantasie BWV 665 über den Abendmahlschoral „Jesus Christus, unser Heiland“ in prächtigem barockem Plenumklang, deren triumphaler Schluss den wieder aus dem ganzen Umland angereisten Besuchern einen Ausblick auf Ostern eröffnete.

Eckard B. Gandela, Frankfurt am Main