Im August 1972, dreiundzwanzigjährig, trat Rainer Noll sein Amt als Kantor an St. Martin in Kelsterbach bei Frankfurt/Main an, bis dahin noch Student in Hamburg. 1977, gleich nach seinem A-Examen in Frankfurt, startete er hier die Reihe der Konzerte zu Bachs Todestag, jeweils am oder um den 28. Juli (Bachs Todestag). Zunächst waren es reine Orgelkonzerte auf der 1970 von Förster & Nicolaus (Lich) erbauten „idealen Bach-Orgel in idealer Akustik“ (so Noll). Werke aller Gattungen des Bachschen Orgelschaffens interpretierte Noll hier in der ihm eigenen beseelt-atmenden Weise, wie er sie bei seinen Forschungen über Albert Schweitzer kennengelernt hatte. Aber auch Kompositionen von Bach-Söhnen, Bach-Schülern und der weiteren Bach-Familie standen auf dem Programm, bis hin zu Uraufführungen von verschiedensten Bearbeitungen über die Tonfolge B-A-C-H, die Noll bei Kurt Fiebig (1908 – 1988), Harald Heilmann (* 1924) und dem französischen Komponisten Gaëtan Santa Maria (* 1957) in Auftrag gegeben hatte.
Dank städtischer finanzieller Unterstützung kam später eine stattliche Zahl Bach-Kantaten und Instrumentalkonzerte hinzu, aufgeführt mit namhaften Solisten, den „Idsteiner Vokalisten“ und dem „Heidelberger Kantatenorchester“ in einer eigenständigen Interpretation, die das Beste aus historischer und traditioneller Aufführungspraxis zu vereinigen sucht.
Die Konzerte werden inzwischen von einem zahlreichen Publikum aus einem Einzugsgebiet von ca. 100 km Umkreis besucht.
Die gesamte Reihe dieser Konzerte ist in Tonaufzeichnungen dokumentiert, und es spricht für ihr Niveau, dass in einer Live-Edition eine Folge von CDs daraus entstanden ist.
Eckard B. Gandela