28. Abendmusik zum Weihnachtsmarkt in St. Martin – von Barock bis Uraufführung

(Erschienen in „Kelsterbach Aktuell“ am 17.12.2010)

Eine Uraufführung war die größte Überraschung dieser Abendmusik mit ansonsten barockem Programm, besonders weil diese nicht angekündigt war. Wegen einer langwierigen Fußerkrankung Kantor Rainer Nolls war bis zuletzt diese Aufführung ungewiss. Es war sozusagen eine Last-Minute-Entscheidung Nolls, dieses ihm gewidmete Werk zu wagen. Der Blockflötensolist des Abends, Prof. Martin Nitz aus Hamburg, hatte eine Choralpartita über „Nun komm, der Heiden Heiland“ für Sopran und Orgel komponiert und erwies sich damit als musikalisches Multitalent, hatte man ihn doch schon früher als wendigen Continuospieler, als Cembalist und Organist erlebt. Die einfühlsame Interpretation durch die Heidelberger Sopranistin Eva Lebherz-Valentin und Rainer Noll (mit farbiger Registrierung der herrlichen Förster & Nicolaus-Orgel) unterstrich den hohen Rang und die geistige Tiefe der Partita, die in ihren Variationen alten Kompositionstechniken in gemäßigt moderner Tonsprache huldigt.

Wieder einmal war es Rainer Noll, der das Konzert souverän leitete, gelungen, mit den bereits erwähnten Solisten und dem renommierten Main-Barockorchester Frankfurt (wieder mit dem Heidelberger Kirchenmusikdirektor Peter Schumann an der Continuoorgel) hochkarätige Musiker zu gewinnen. Mit der Sonata G-dur von „Monsieur Walter“ eröffnete Martin Nitz als Blockflötensolist den Abend. Aus Johann Sebastian Bachs „Magnificat“ (dem „Lobgesang der Maria“) folgte das „Et exsultavit“ für Sopran und Streicher. Nach einer Chaconne von Henry Purcell, in der Martin Nitz sein ganzes bläserisches Können zeigte, brillierte Eva Lebherz Valentin in der Psalmvertonung „Laudate pueri Dominum“ von Antonio Vivaldi. In der nachfolgenden berühmten „Air“ von Bach machte Martin Nitzens warmer Flötenton völlig vergessen, dass deren beliebte Oberstimme eigentlich für Violine komponiert war. Nach der oben erwähnten Uraufführung ließ Rainer Noll Bachs majestätische „Magnificat“-Fuge im satten Plenum der Orgel erklingen, die in einen triumphalen fünfstimmigen Schluss mündete. Den grandios-virtuosen Abschluss bildete die mitreißende Arie „Herr, der du stark und mächtig bist“ aus Bachs „Magnificat“-Kantate BWV 10, in der alle Musizierenden in zwingender Intensität zusammenwirkten.

Zum 28. Mal hat Rainer Noll als „spiritus rector“ der „Abendmusik zum Weihnachtsmarkt“ ein hohes Niveau verliehen. Dem gab Stadtrat Ernst Freese verbalen Ausdruck in seinem Dankwort, und alle Ausführenden wurden durch langen herzlichen Beifall des für die Witterungsverhältnisse zahlreichen Publikums belohnt.

Eckard B. Gandela, Frankfurt

Abendmusik zum Weihnachtsmarkt 2010

St. Martinskirche Kelsterbach

Samstag, 4. Dezember 2010, 20 Uhr

Abendmusik zum Weihnachtsmarkt

mit Werken von Purcell, Vivaldi und Bach

Eva Lebherz-Valentin (Heidelberg), Sopran

Martin Nitz (Hamburg), Blockflöte

Main-Barockorchester Frankfurt

Leitung und Orgel: Rainer Noll

Auch in diesem Jahr findet wieder eine Abendmusik zum Weihnachtsmarkt  am Samstag, dem 4. Dezember 2010, um 20 Uhr in der St. Martinskirche zu Kelsterbach statt.

Dies ist die 28. Abendmusik zum Weihnachtsmarkt unter der Leitung von Rainer Noll, der diese Konzertreihe 1982 begründet hat.

Die Heidelberger Sopranistin Eva Lebherz-Valentin singt „Laudate pueri“, eine virtuose Psalm-Bearbeitung von Antonio Vivaldi, das „Et exsultavit“ aus dem „Magnificat“ BWV 243a und die Arie „Herr, der du stark und mächtig bist“ aus der Magnificat-Kantate „Meine Seel‘ erhebt den Herren“ BWV 10 von Johann Sebastian Bach.

Professor Martin Nitz aus Hamburg wird eine Sonate von „Monsieur Walter“, eine Chaconne von Henry Purcell und die berühmte „Air“ von Johann Sebastian Bach für Blockflöte und Streicher spielen.

Wieder konnte das renommierte  Main-Barockorchester Frankfurt mit historischen Instrumenten gewonnen werden. Die Continuoorgel spielt Kirchenmusikdirektor Peter Schumann aus Heidelberg.

Der Eintritt ist frei, um eine Spende für die Kirchenmusik an St. Martin wird gebeten.

Verbinden Sie einen Bummel über den von der St. Martinsgemeinde auf dem Kindergartengelände ausgerichteten Weihnachtsmarkt mit einem Besuch dieser Abendmusik als krönenden Abschluss.

Am Ausgang werden wieder CDs mit Aufnahmen früherer Weihnachtsmarktmusiken angeboten, die sich als sehr persönliches Weihnachtsgeschenk eignen.

27. Abendmusik zum Weihnachtsmarkt in St. Martin – ein kulturelles Ereignis höchsten Ranges

erschienen in „Kelsterbach Aktuell“, 11.12.2009

In der gut besuchten Martinskirche in Kelsterbach erlebte das Publikum am vergangenen Samstag einen unbestreitbaren Höhepunkt in der langjährigen Reihe dieser Konzerte. Von der Stadt Kelsterbach und der Martinsgemeinde finanziert, aber auch privat gesponsert, gelang mit dem seit vielen Jahren renommierten Main-Barockorchester Frankfurt ein absoluter Glücksgriff (mit Kirchenmusikdirektor Peter Schumann aus Heidelberg als souveränem Altmeister an der Continuoorgel). In diesem auf historischen Instrumenten und in historischer Stimmung spielenden Orchester hatten die drei Solisten des Abends (Sopran, Blockflöte, Orgel) einen ebenbürtigen Partner – alle präsentierten sich auf höchstem Niveau.

Die bekannte Heidelberger Sopranistin Eva Lebherz-Valentin sang zwei völlig verschiedene „Salve Regina“-Vertonungen, beide aus dem Italien des 18. Jahrhunderts. Eine von Giovanni Battista Pergolesi mit schon fast ausladend opernhafter Expressivität, die andere von Antonio Vivaldi in barocker Manier, wobei hier die Sopranistin und der Hamburger Musikprofessor Martin Nitz (Altblockflöte) bewundernswert um den längeren Atem in endlos scheinenden Koloraturen wetteiferten. Eva Lebherz-Valentins hinreißend-spielerische Gestaltung der Töne bei makelloser Intonation nahm die Herzen der Zuhörer gefangen.

Martin Nitz zeigte sein im wahrsten Sinn des Wortes atemberaubendes Können auf Alt- und Sopranblockflöte im Concerto B-dur von Georg Friedrich Händel und in der Sonata C-dur von Johann Christoph Pepusch (von Prof. Nitz selbst für Orchester bearbeitet). Seinen edlen Instrumenten entlockte er mit phänomenaler Technik zauberhafte Klänge.

Nach einer meisterhaften Darbietung des großen Präludiums in e-moll von Nicolaus Bruhns auf der wunderbaren Förster & Nicolaus-Orgel überraschte Rainer Noll, Kantor an St. Martin, mit einem unbekannten, aber anspruchsvollen Konzert für Orgel und Orchester in F-dur von Joseph Haydn (zu dessen 200. Todesjahr). Blitzsaubere Virtuosität (mit Trillern vom Feinsten) und expressive Beseeltheit kennzeichneten seine mühelos-verspielt wirkende Interpretation sowohl im Solo- als auch im Zusammenspiel mit dem Orchester, das ihn im schwierigen Wechselspiel höchst präsent begleitete. Während er dieses Werk von der kleinen Orgel aus dirigierte, zeigte Noll sich auch bei den anderen Stücken als uneitel ganz der Musik dienender Dirigent.

Mit Konzerten dieses Ranges steht Kelsterbach den nahen Städten Frankfurt und Wiesbaden in nichts nach. Die zum Teil wieder von weit angereisten Besucher wussten es zu schätzen.

Eckard B. Gandela, Frankfurt

Abendmusik zum Weihnachtsmarkt 2009

St. Martinskirche Kelsterbach

Samstag, 5. Dezember 2009, 19:30 Uhr

Abendmusik zum Weihnachtsmarkt

mit Werken von Bruhns, Pepusch, Vivaldi, Händel, Pergolesi und Haydn

Eva Lebherz-Valentin (Heidelberg), Sopran

Martin Nitz (Hamburg), Blockflöte

Main-Barockorchester Frankfurt

Leitung und Orgel: Rainer Noll
Die Heidelberger Sopranistin Eva Lebherz-Valentin  singt „Salve Regina“-Bearbeitungen von Vivaldi und Pergolesi. Prof. Martin Nitz aus Hamburg wird Blockflötenkonzerte in B-dur und  C-dur von Händel und Pepusch spielen, und Rainer Noll, der auch die Leitung hat, wird mit dem „großen“ Präludium und Fuge e-moll von Nicolaus Bruhns (eine der genialsten Kompositionen des 17. Jahrhunderts!) und dem Konzert F-dur für Orgel und Orchester von Haydn (200. Todesjahr) zu hören sein. Erstmals konnte das renommierte Main-Barock-Orchester mit historischen Instrumenten gewonnen werden. Die Continuoorgel spielt Kirchenmusikdirektor Peter Schumann aus Heidelberg.

Strahlende Adventsmusik in St. Martin

(Erschienen in „Kelsterbach Aktuell“ am 19.12.2008)

Die wieder zahlreich erschienen Zuhörer der 26. „Abendmusik zum Weihnachtsmarkt“ in der St. Martinskirche Kelsterbach erlebten ein von freudiger Erwartung erfülltes Konzert. Allen voran entzückte die bekannte Heidelberger Sopranistin Eva Lebherz-Valentin mit ihrer strahlenden Stimme das Auditorium. Die beiden Adventshymnen über den gleichen Text „Christe Redemptor Omnium“ („Christus, Erlöser aller Menschen“) zweier italienischer Meister des Hochbarock, Antonio Caldara und Baldassare Galuppi, verströmten hoffnungsvolles Ahnen der Christgeburt. Mehr noch nahm das „Geistliche Konzert“ des italienischen Frühbarockmeisters Giovanni Battista Riccio mit seinen faszinierenden Taktwechseln gefangen: „Jubilent Omnes“ („Singet ihm alle, ihr Kinder des Höchsten“). Hier traten zu der leuchtenden Sopranstimme zwei mit ihr wetteifernde Instrumente, Blockflöte (Martin Nitz) und Violine (Jeanette Pitkevica), die zu einem homogenen Oberstimmentrio verschmolzen. Davor war Prof. Martin Nitz mit zwei anspruchsvollen Blockflötenkonzerten zu hören. In Georg Friedrich Händels Konzert F-dur bestachen insbesondere die langsamen Sätze durch einen warmen, blühenden Ton (mit klug eingesetztem Vibrato), der sich der Sopranstimme als ebenbürtig erwies. In der spritzigen Sonata d-moll von Francesco Mancini (einem Zeitgenossen Händels) triumphierte die makellose Technik des Solisten in den schnellen Sätzen, während der barocke „Affekt“ in den langsamen höchst eindrucksvoll „zelebriert“ wurde.

Kantor Rainer Noll, der auch die Leitung hatte, präsentierte die Förster & Nicolaus – Orgel, ein Wunderwerk der Orgelbaukunst, in ihrer ganzen Vielfältigkeit mit zwei unterschiedlichen Werken. In überwiegend zarten, aber höchst differenzierten Registrierungen erklang die Ciacona G-dur von Johann Bernhard Bach (einem entfernten Verwandten des berühmten Johann Sebastian), deren 25 Variationen Noll  fast grenzwertig selbstverliebt-träumerisch auskostete und genüsslerisch kredenzte. Fesselnd dann das Concerto h-moll von Vivaldi, das Johann Gottfried Walther für Orgel bearbeitet hat. Hier waren Brillanz und italienisches „Brio“ gefordert – beiden blieb Noll nichts schuldig.

In der abschließenden Streicher-Sonate d-moll von Johann Friedrich Fasch zeigten die Solisten des Heidelberger Kantatenorchesters noch einmal ihre musikalische Professionalität. Die bisweilen dunklen, fast düsteren Züge der Komposition – weit entfernt von der lärmenden Fröhlichkeit eines italienischen „Concerto grosso“ – erfuhren unter der prägnanten Stabführung von Rainer Noll eine beeindruckende Interpretation.

Auch Bürgermeister Manfred Ockel ließ sich das hochkarätige Konzert nicht entgehen.

In dieser letzten seiner 40jährigen Kirchenmusikertätigkeit gewidmeten Veranstaltung bestätigte sich wieder das Verdienst Rainer Nolls um das Kulturleben Kelsterbachs und der Region. Kelsterbach und speziell die Martinsgemeinde könnten stolz sein und sich geehrt fühlen, einen solchen Musiker zu haben.

Eckard B. Gandela