In der gut besuchten Martinskirche in Kelsterbach erlebte das Publikum am vergangenen Samstag einen unbestreitbaren Höhepunkt in der langjährigen Reihe dieser Konzerte. Von der Stadt Kelsterbach und der Martinsgemeinde finanziert, aber auch privat gesponsert, gelang mit dem seit vielen Jahren renommierten Main-Barockorchester Frankfurt ein absoluter Glücksgriff (mit Kirchenmusikdirektor Peter Schumann aus Heidelberg als souveränem Altmeister an der Continuoorgel). In diesem auf historischen Instrumenten und in historischer Stimmung spielenden Orchester hatten die drei Solisten des Abends (Sopran, Blockflöte, Orgel) einen ebenbürtigen Partner – alle präsentierten sich auf höchstem Niveau.
Die bekannte Heidelberger Sopranistin Eva Lebherz-Valentin sang zwei völlig verschiedene „Salve Regina“-Vertonungen, beide aus dem Italien des 18. Jahrhunderts. Eine von Giovanni Battista Pergolesi mit schon fast ausladend opernhafter Expressivität, die andere von Antonio Vivaldi in barocker Manier, wobei hier die Sopranistin und der Hamburger Musikprofessor Martin Nitz (Altblockflöte) bewundernswert um den längeren Atem in endlos scheinenden Koloraturen wetteiferten. Eva Lebherz-Valentins hinreißend-spielerische Gestaltung der Töne bei makelloser Intonation nahm die Herzen der Zuhörer gefangen.
Martin Nitz zeigte sein im wahrsten Sinn des Wortes atemberaubendes Können auf Alt- und Sopranblockflöte im Concerto B-dur von Georg Friedrich Händel und in der Sonata C-dur von Johann Christoph Pepusch (von Prof. Nitz selbst für Orchester bearbeitet). Seinen edlen Instrumenten entlockte er mit phänomenaler Technik zauberhafte Klänge.
Nach einer meisterhaften Darbietung des großen Präludiums in e-moll von Nicolaus Bruhns auf der wunderbaren Förster & Nicolaus-Orgel überraschte Rainer Noll, Kantor an St. Martin, mit einem unbekannten, aber anspruchsvollen Konzert für Orgel und Orchester in F-dur von Joseph Haydn (zu dessen 200. Todesjahr). Blitzsaubere Virtuosität (mit Trillern vom Feinsten) und expressive Beseeltheit kennzeichneten seine mühelos-verspielt wirkende Interpretation sowohl im Solo- als auch im Zusammenspiel mit dem Orchester, das ihn im schwierigen Wechselspiel höchst präsent begleitete. Während er dieses Werk von der kleinen Orgel aus dirigierte, zeigte Noll sich auch bei den anderen Stücken als uneitel ganz der Musik dienender Dirigent.
Mit Konzerten dieses Ranges steht Kelsterbach den nahen Städten Frankfurt und Wiesbaden in nichts nach. Die zum Teil wieder von weit angereisten Besucher wussten es zu schätzen.
Eckard B. Gandela, Frankfurt