Bachkonzert 2003

Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)

 Evangelium zu BWV 159: Lukas 18, 31-34 (Pfr. J. W. Bremer)

 

Sinfonia F-dur

Einleitung zur Kantate „Ich steh mit einem Fuß im Grabe“ BWV 156,1

 

Kantate BWV 159 „Sehet, wir gehn hinauf gen Jerusalem“

für Countertenor, Tenor, Bass,

Oboe, Streicher, Basso continuo und Chor

Konzert d-moll BWV 1059

für Orgel, Oboe, Streicher und Basso continuo

Allegro – Siciliano – Presto

Evangelium zu BWV 166: Johannes 16, 5-15

Kantate BWV 166 „Wo gehest du hin“

für Countertenor, Tenor, Bass,

 Oboe, Streicher, Basso continuo und Chor

Die Ausführenden:

 

Joachim Diessner (Köln), Countertenor – Christoph Leonhardt (Wiesbaden), Tenor

 Erik Frithjof (Düsseldorf), Bass

Solisten des Heidelberger Kantatenorchesters:

Simone Petry – Oboe

Bettina Knauer, Anke Steinmetz – Violinen

Karina Telle – Viola

Ilya Ryabokon – Violoncello

Michael Tkacz – Kontrabass

Martin Nitz – Orgel

Idsteiner Vokalisten

Leitung: Rainer Noll

 

Zum Programm:

Das Thema der heutigen Kantaten ist die bange Frage „wohin?“. In der ersten Kantate „Sehet, wir gehn hinauf gen Jerusalem“ wird mit dem schweren Gang nach Jerusalem der Blick auf das Passionsgeschehen gerichtet. Gleich zu Beginn fragt die Seele: „…wo geht dein Jesus hin?“. Der „herbe Gang“ führt für Jesus unweigerlich zur Hinrichtung am Kreuz. – Die zweite Kantate „Wo gehest du hin?“ beginnt mit dieser Frage aus den Abschiedsreden Jesu, wendet sie aber zur Sinnfrage an jeden einzelnen Menschen, der ebenfalls unweigerlich dem Tod entgegen geht: „Denn ich gehe oder stehe, so liegt mir die Frag im Sinn, Mensch, ach Mensch, wo gehst du hin?“. Folgerichtig steht am Anfang des Programmes die Einleitung zur Kantate BWV 156 „Ich steh mit einem Fuß im Grabe“, und es wird beschlossen mit dem Choral „Wer weiß, wie nahe mir mein Ende“.

Im Jahre 1723 wurde Johann Sebastian Bach, seit sechs Jahren „hochfürstlicher“ Hofkapellmeister zu Köthen, zum Thomaskantor und Musikdirektor der Stadt Leipzig gewählt. Er blieb sozusagen übrig, nachdem berühmtere Musiker wie Telemann und Graupner abgesagt hatten, und so kam es denn auch zu der bekannten Äußerung des Dr. Platz, festgehalten im Protokoll der Sitzung des Leipziger Stadtrates: „Da man die besten nicht bekommen konnte, müsse man mittlere nehmen.“ Allein Bürgermeister Lange hatte den größeren Durchblick: „Wann Bach erwehlet würde, so könnte man Telemann … vergessen“. Dennoch: Niemand wurde sich im damaligen Leipzig (und ebenso andernorts) bewusst,  dass ihr Kantor, den man immer wieder von amtswegen „subalternieren“ zu müssen glaubte, unter oft verdrießlichen Umständen in stetigem, stillen Fleiß Werke von Weltrang schuf, für deren Überlieferung er selbst wenig tat. Stattdessen musste er sich noch von kleinkarierten Ratsherren, von denen nichts als ihre wichtigtuerische Bedeutungslosigkeit der Nachwelt zu berichten bleibt, vorwerfen lassen: „Nicht allein tue der Kantor nichts, sondern wolle sich auch diesfalls nicht erklären … es müsse doch einmal brechen.“ Man drohte ihm das Gehalt zu  „verkümmern“, da er „incorrigibel“ (unverbesserlich) sei. Und 1730 hieß es im Rat bei der Wahl eines neuen Rektors für die Thomasschule, man möge hier besser fahren als mit der Wahl des Kantors. Bei der schon zu Bachs Lebzeiten geschmacklos betriebenen Wahl seines Nachfolgers resümierte man im Stadtrat: „… man brauche einen Cantorem und keinen Capellmeister!“ (auf heutige Verhältnisse übertragen: einen „Gemeindemusiker“ – aber bitte ohne künstlerische Ambitionen!). Fast hundert Jahre sollte es dauern, bis Bachs Größe in breiteren Kreisen erkannt  zu werden begann.

Zu Bachs Aufgaben gehörte es u.a., für jeden sonntäglichen Hauptgottesdienst eine Kantate zu liefern und aufzuführen. Dieser Gottesdienst begann um 7 Uhr in der Frühe und dauerte 3-4 Stunden (je nach Jahreszeit in der stets unbeheizten Kirche!). Er stellte ein bedeutendes gesellschaftliches Ereignis dar und wurde regelmäßig von über 2000 (!!) Menschen besucht (und dies, obwohl um 11:30 Uhr die hauptsächlich von Handwerksburschen und Gesinde besuchte „Mittagspredigt“ und um 13:30 Uhr die „Vesper“ folgten – beide ebenfalls stark frequentiert wie die täglich stattfindenden Werktagsgottesdienste!).

Mit der Sinfonia F-Dur, die ich der ersten Kantate als Einleitung voranstelle, leitete Bach die Kantate BWV 156 „Ich steh mit einem Fuß im Grabe“ ein. In einer späteren Fassung verwendete er sie als langsamen Mittelsatz des Cembalokonzertes f-moll BWV 1056. Eine wunderbare Kantilene der Oboe (Adagio) erklingt über einer dezenten Streicherbegleitung und endet wie mit einer Frage auf der Dominante C-dur.

 

BWV 159 Sehet, wir gehn hinauf gen Jerusalem

 

1. Rezitativ und Arioso (Countertenor, Bass)

Sehet,

Komm, schaue doch, mein Sinn, wo geht dein Jesus hin?

wir gehn hinauf

0 herber Gang, hinauf?

       0 ungeheurer Berg, den meine Sünden zeigen,

       wie sauer wirst du müssen steigen.

gen Jerusalem.

Ach, gehe nicht,

       dein Kreuz ist dir schon zugericht‘,

       wo du dich sollst zu Tode bluten,

       hier sucht man Geißeln vor, dort bind‘ man Ruten,

       die Bande warten dein,

       ach, gehe selber nicht hinein;

       doch bliebest du zurücke stehen,

       so müsst ich selbst nicht nach Jerusalem,

       ach, leider in die Hölle gehen.

 

2. Arie (Sopran, Countertenor)

Ich folge dir nach,

Ich will hier bei dir stehen,

       verachte mich doch nicht,

durch Speichel und Schmach,

  von dir will ich nicht gehen,

am Kreuz will ich dich noch umfangen,

bis dir dein Herze bricht,

dich lass ich nicht aus meiner Brust,

wenn dein Haupt wird erblassen

       im letzten Todesstoß,

und wenn du endlich scheiden musst,

       alsdenn will ich dich fassen

sollst du dein Grab in mir erlangen.

       in meinem Arm und Schoß.

 

3. Rezitativ (Tenor)

Nun will ich mich,

mein Jesu, über dich

in meinem Winkel grämen,

die Welt mag immerhin

das Gift der Wollust zu sich nehmen,

ich labe mich an meinen Tränen

und will mich eher nicht

nach einer Freude sehnen,

bis dich mein Angesicht

wird in der Herrlichkeit erblicken,

bis ich durch dich erlöset bin,

da will ich mich mit dir erquicken.

 

4. Arie (Bass)

Es ist vollbracht,

das Leid ist alle,

wir sind von unserrn Sündenfalle

in Gott gerecht gemacht,

es ist vollbracht,

nun will ich eilen

und meinem Jesu Dank erteilen,

Welt, gute Nacht,

es ist vollbracht.

 

5. Chor

Jesu, deine Passion

ist mir lauter Freude,

deine Wunden, Kron und Hohn,

meines Herzens Weide,

meine Seel auf Rosen geht,

wenn ich dran gedenke,

in dem Himmel eine Stätt

mir deswegen schenke.

 

Einiges spricht dafür, dass Bach diese Kantate am 27. Februar 1729 (Sonntag Estomihi) uraufgeführt hat (Text von Picander, 1728 veröffentlicht). Wenn dies zutrifft, war dies die letzte Kantate vor der Uraufführung der Matthäus-Passion am Karfreitag 1729.

„Der Eingangssatz ist ein Dialog, ein Gespräch der gläubigen Seele mit Jesus von besonderer Dramatik und fesselnder Situationsschilderung. Bach hebt Rede und Gegenrede voneinander ab, indem er die Jesusworte als continuobegleitetes Arioso, die Worte der Seele dagegen als streicherbegleitetes Rezitativ komponiert, hinsichtlich der Instrumentation also umgekehrt verfährt wie in der Matthäus-Passion. Beim Arioso offenbart sich Bachs höchste Meisterschaft im Erfinden ausdrucksvoller Textdeklamation. (…) Hier präsentiert sich das Prinzip der einst in Italien geschaffenen Monodie auf der Stufe seiner höchsten Vollendung.“ (Alfred Dürr, Die Kantaten J. S. Bachs, Kassel 1981, S.224) Der Instrumentalbass symbolisiert die schweren aufwärtsführenden Schritte, die aber immer wieder schmerzlich mit einer fallenden Septime (Symbol des Sündenfalles!) unterbrochen werden, als ob Jesus öfters zweifelnd stehen bliebe, um über den Sinn seines ans Kreuz führenden Ganges nachzudenken, von den bangen Zwischenrufen der „Seele“ gewarnt.

„Satz 2, gleichfalls von weiträumiger, ausdrucksstarker Melodik, vereinigt die Worte der Altstimme »Ich folge dir gleichfalls… «  mit der 6. Strophe des Paul-Gerhardt-Liedes »O Haupt voll Blut und Wunden«, den einen Text durch den anderen erklärend. Den Höhepunkt der Kantate bildet jedoch die zweite Arie (Satz 4), zu der Satz 3 als schlichtes Seccorezitativ hinführt. Die konzertierende Oboe spannt den weiten Bogen einer abgeklärten und trostvollen Melodie über einen harmoniefüllenden Streichersatz mit ruhigem, orgelpunktartigem Continuo. (…) Erst im zweiten Arienteil ändert sich die Satzweise. Auf die Worte »Nun will ich eilen« setzt verstärkte Sechzehntelbewegung ein. (…) Die 33. Strophe des Liedes »Jesu Leiden, Pein und Tod« von Paul Stockmann beendet das Werk in schlichtem Choralsatz.“ (A. Dürr, a.a.O., S. 224f)

 

Das Konzert d-moll BWV 1059 wurde von Prof. Helmut Winschermann rekonstruiert. Er schreibt dazu: „Dieses Konzert hat bis zu seiner heutigen Gestalt mehrere Metamorphosen erfahren. Wahrscheinlich war es ursprünglich ein Violinkonzert, dessen Entstehung die neueste Bachforschung um das Jahr 1719 in Köthen annimmt. Von diesem Konzert blieb jedoch keine Zeile, weder ein Autograph noch eine Abschrift, erhalten. Schriftlich fixiert, und zwar von der Hand Joh. Seb. Bachs selbst, erscheint das Werk erst einige Jahre später als Bestandteil der Kirchenkantate »Geist und Seele sind verwirret« (BWV 35), an die es die beiden Einleitungssinfonien zum 1. und 2. Teil und die 1. Arie abgab. Das geschah wahrscheinlich schon in den ersten Jahren von Bachs Wirken als Thomaskantor in Leipzig. Schließlich griff er nochmals auf dieses Werk zurück, als er in den dreißiger Jahren Cembalowerke für das »Telemannische Collegium musicum« benötigte. Von dieser Fassung für »Cembalo solo, una Oboe, due Violini, Viola e Continuo« sind aber nur neun Takte erhalten. (…) Dieser Versuch, das Werk nach der Kirchenkantate zu rekonstruieren, wurde hier zum ersten Mal unternommen. Die Soli der Orgel sind zwischen Cembalo und Oboe aufgeteilt und die Alt-Arie, die als »Siciliano« in das Konzert aufgenommen wurde, der Oboe übergeben worden.“ Die Cembalopartie der Rekonstruktion wird im heutigen Konzert von Prof. Martin Nitz wieder wie in BWV 35 auf der Orgel gespielt.

 

BWV 166 Wo gehest du hin

 

1. Arie (Bass)

Wo gehest du hin?

 

2. Arie (Tenor)

Ich will an den Himmel denken

und der Welt mein Herz nicht schenken.

Denn ich gehe oder stehe,

so liegt mir die Frag im Sinn,

Mensch, ach Mensch, wo gehst du hin?

 

3. Choral (Chorsopran)

Ich bitte dich, Herr Jesu Christ,

halt mich bei den Gedanken

und lass mich ja zu keiner Frist

von dieser Meinung wanken,

sondern dabei verharren fest,

bis dass die Seel aus ihrem Nest

wird in den Himmel kommen.

 

4. Rezitativ  (Bass)

Gleich wie die Regenwasser bald verfließen

und manche Farben leicht verschießen,

so geht es auch der Freude in der Welt,

auf welche mancher Mensch so viele Stücken hält;

denn ob man gleich zuweilen sieht,

dass sein gewünschtes Glücke blüht,

so kann doch wohl in besten Tagen

ganz unvermut‘ die letzte Stunde schlagen.

 

5. Arie (Countertenor)

Man nehme sich in acht,

wenn das Gelücke lacht.

Denn es kann leicht auf Erden

vor abends anders werden

als man am Morgen nicht gedacht.

 

6. Chor                                                    

Wer weiß, wie nahe mir mein Ende,

hin geht die Zeit, her kommt der Tod,

ach, wie geschwinde und behände

kann kommen meine Todesnot,

mein Gott, ich bitt durch Christi Blut,

mach’s nur mit meinem Ende gut.

 

Diese Kantate führte Bach erstmals am 7. Mai 1724 auf (Sonntag Cantate).

Im 1. Satz irrt die Musik fast formlos und unregelmäßig umher, so der Frage „Wo gehest du hin?“ sinnenfälligen Ausdruck des Suchens verleihend. Auch der Bass (sei altersher vox Christi, wie schon in BWV 159) findet nur einen fragenden, unfertigen Abschluss.

„Satz 2, dessen vollständiger Instrumentalsatz, gespielt von Oboe, Solovioline und Continuo, erst bei der Neuveröffentlichung in der Neuen Bach-Ausgabe wiederhergestellt werden konnte, ist von besonderer Schönheit. In seinem Mittelteil malt Bach das »Gehen« und »Stehen« sinnfällig durch aufwärtsgerichtete Tonleiterfiguren bzw. durch lange Haltetöne.

Im folgenden Choral (Satz 3) wird die vom Sopran unverziert in langen Notenwerten vorgetragene Choralmelodie umspielt von den zu kraftvollem Unisono zusammengefassten Violinen und Bratschen.“ (A. Dürr, a.a.O., S. 271f) Es ist, als ob die vereinigten Instrumente die Vokalstimme entgegen ihrer Bitte von ihren „Gedanken“ und aus der Ruhe bringen wollten; diese aber singt ihre Melodie unbeirrt in das wilde Toben um sie herum.

„Demgegenüber sind das Rezitativ (Satz 4) und besonders die zweite Arie (Satz 5) auf einen wesentlich fröhlicheren Ton gestimmt, obgleich sie gerade vor der Freude der Welt warnen sollen. Besonders die Arie, deren Tanzcharakter unverkennbar ist, malt mit ihren Schüttelfiguren zweifellos das Lachen des Glücks, das auch in der Singstimme an langen Koloraturen undTrillern zu erkennen ist. Hier folgt Bach mit der Unbekümmertheit des Barockmusikers allen Möglichkeiten zu bildhafter Darstellung von »Affekten«, auch wenn diese im Text verneint oder abgelehnt werden. (…) Um so eindrucksvoller wirkt nach dieser tänzerischen Arie die Feierlichkeit des Schlusschorals mit der Bitte »Machs nur mit meinem Ende gut«.“ (A. Dürr, a.a.O., S. 272)

Rainer Noll

 
Zu den Ausführenden:

 

Joachim Diessner, Countertenor,

wurde geboren in Süchteln / Niederrhein und begann seine musikalische Ausbildung mit Klavier- und Orgelunterricht. Nach dem Abitur zunächst Studium der Theologie, Gesangsunterricht bei Alastair Thompson, später Studium am königlichen Konservatorium in Den Haag, anschließend bei Prof. Philip Langshaw in Köln. Teilnahme an mehreren Meisterkursen u.a. bei Jessica Cash, zudem regelmäßiger Unterricht bei Drew Minter sowie Michael Chance. Als Mitglied mehrere Ensembles entstanden Rundfunk- und CD-Aufnahmen unter Hermann Max, Sigiswald Kuijken, Jordi Savall und Frieder Bernius. Joachim Diessner gastierte an den Opernhäusern in Münster, Frankfurt, Darmstadt, Konstanz, sowie am Kampnagel-Theater in Hamburg und dem Markgräflichen Opernhaus in Bayreuth. Zu seinen Partien gehörten u.a. die Titelrolle in Pietro Torris Oper ‚Amadis‘, Hercules in Händels ‚The choice of Hercules‘, ‚Bacchus‘ in Arianna von Monteverdi/Goehr sowie die Titelrolle in Offenbachs ‚La Grande-Duchesse de Gerolstein‘. Zudem ist er regelmäßiger Gast bei verschiedenen renommierten Festivals im In- und Ausland, u. a. 6 Jahre  in  Folge  bei  der   Styriarte  Graz,  den   Berliner   Festwochen, den Heidelberger Bachtagen, dem Händel-Festival in Halle sowie dem Festival für Alte Musik in Varaszdin. Jüngste Produktionen führten ihn ans Brandenburger Opernhaus, wo er im Jahre 2000 auch als künstlerischer Leiter die Planung und Organisation der Tage für Alte Musik übernahm.  Zahlreiche  Radio- und  CD-Aufnahmen  dokumentieren darüber hinaus seine Arbeit.

 

Christoph Leonhardt, Tenor,

geboren in Bad Nauheim; schon während seiner Schulzeit nebenamtlicher Chorleiter und Organist sowie Mitwirkung in verschiedenen Vokalensembles. Nach dem Abitur zunächst  Studium der evang.  Theologie  und  der  Musikwissenschaft  in  Frankfurt  /  Main, Erlangen  und  Mainz.  Gesangsstudium  an  der Dresdener Musikhochschule bei Frau Prof. Helga  Köhler-Wellner.  Beschäftigung vor allem mit der Musik des 16. – 18. Jahrhunderts mit  Schwerpunkt Kantaten, Oratorien und Passionen des Barock sowie Messen der Klassik. Mitwirkung u. a. beim Eröffnungskonzert eines Projektes des Sächsischen Musikrates, in dem im Bach-Jahr 2000 alle Bach-Kantaten des ersten Leipziger Jahrganges aufgeführt wurden. 2001 Engagement am Landestheater Detmold, seit 2002 am Staatstheater Wiesbaden.

 

Erik Frithjof, Bass-Bariton

Der Bariton Erik Frithjof stammt aus einer Münchner Musikerfamilie. Sein Gesangsstudium absolvierte er in Düsseldorf bei Albrecht Klora und Prof. Werner Lechte.

Konzerte führten Erik Frithjof in den Königin Elisabeth-Saal in Antwerpen, Salle Philhamonique in Lüttich, Brüsseler Palais des Beaux-Arts, Salle du Conservatoire in Luxemburg und in die Tonhalle Düsseldorf. Dabei musizierte er mit Orchestern wie dem Philharmonischen Orchester Flandern, „Les Agrémens“, Hamburger Camerata, „The Rare Fruits Council“ und dem Preußischen Kammerorchester. Er arbeitete mit Dirigenten wie Wieland Kuijken, Hans Rotman und Pierre Cao.

1999 debütierte er in Tokyo mit Liedern von Robert Schumann. 2000 sang er in der Uraufführung des „Zen-Requiem“ von Boudewijn Buckinx. 2003 singt er Schuberts „Winterreise“ in Lier, begleitet von dem Pianisten Alexander Schmalcz, mit dem er regelmäßig Liederabende gibt.

Erik Frithjof erhielt Einladungen zum „Flandern Festival“, zur „Schubertiade“ in Roskilde, „November Music“ in S´Hertogenbosch, „Orff  in Andechs“, „Resonanzen“ in Siegburg, „Musique Sacrée“ in Lourdes und „RUHRtriennale“.

Als Opernsänger gastierte er zuletzt an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf und am Theater Hagen.

Erik Frithjof wirkte in Produktionen für den belgischen und niederländischen Rundfunk mit. Unter der Leitung von Wieland Kuijken sang er die Jesus Worte in der in diesem Jahr erscheinenden CD-Produktion der „Matthäus-Passion“ von Georg Philipp Telemann.

 

Simone Petry, Oboe,

geboren 1975 in Ludwigshafen am Rhein. Studium der Fächer Musikpädagogik und Orchestermusik an der Musikhochschule Mannheim. Lehrtätigkeit an verschiedenen Musikschulen. Zahlreiche Aushilfstätigkeiten bei der Baden-Badener Philharmonie, dem Kurpfälzischen Kammerorchester und am Nationaltheater Mannheim. Seit 2001 festes Mitglied der Südwestdeutschen Barocksolisten.

 

Bettina Knauer, Violine,

wurde am 4.8.1982 in Celle geboren.  Mit vier Jahren erhielt sie ihren ersten Geigenunterricht bei ihrer Mutter, ab 1992 bei Hans-Christian Euler, Dozent an der Hochschule für Musik und Theater Hannover und Mitglied des Staatsorchesters Hannover.  Zwischen 1995 und 2001 gewann sie sechs 1. Preise im Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ (sowohl Kammermusik- als auch Solo-Wertungen).  1997 wurde sie Mitglied des Niedersächsischen Jugendsinfonieorchesters, seit 1999 spielt sie im Bundesjugendorchester. Zum Wintersemester 1998 wurde sie Jungstudentin an der Hochschule für Musik und Theater Hannover.  Nach ihrem Abitur am humanistischen Gymnasium Ernestinum Celle 2002 begann sie im Wintersemester 2002 ihr Violin-Studium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst bei Prof. Susanne Rabenschlag. Weitere Orchestererfahrung sammelte sie im Radiosinfonieorchester des NDR Hannover, im Norddeutschen Barockorchester und in anderen überregional tätigen Ensembles.

 

Anke Steinmetz, Violine,

geboren 1971 in Saarbrücken, erhielt die erste geigerische Ausbildung von ihrer Mutter Agnes Steinmetz (Mitglied der Düsseldorfer Symphoniker). Violinstudium in Klagenfurt bei Brian Finlayson und Helfried Fister. Teilnahme an zahlreichen internationalen Meisterkursen, u.a. Igor Ozim, Denes Zsigmondy, Siegmund Nissel (Amadeus Quartett), sowie in der Kammermusikklasse von Bill Hennessy am Royal Melbourne Conservatory in Melbourne, Australien. Mitglied des Schleswig-Holstein-Festival-Orchesters 1998, der Jungen Deutschen Philharmonie, sowie der Zwingenberger Opernfestspiele. Konzerttätigkeit in verschiedenen Kammermusikensembles, sowie mit der Pianistin Maria Rapp. Zusätzlich Medizinstudium in Heidelberg/Mannheim und Freiburg, Promotion im Februar 2003 in Freiburg. Im April 2003 Auszeichnung mit dem Wissenschaftspreis 2003 der Deutschen Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikermedizin. Zur Zeit Assistenzärztin in der Klinik für Manuelle Medizin in Sommerfeld bei Berlin mit den Behandlungsschwerpunkte Manuelle Medizin, Akupunktur und Musikermedizin.

 

Karina Telle, Viola

Diplommusikpädagogin (Violine und Viola),  promovierte Musikwissenschaftlerin

Berufliche Tätigkeiten:

Musikpädagogin an den Musikschulen Heidelberg, Neckargemünd und Stuttgart für die Fächer Violine, Viola, Kammermusik, Orchesterleitung, Musiktheorie, Musikalische Früherziehung; seit 1979 Leitung der Musikschule Neckargemünd; von 1990 bis 2002 Direktorin der Stuttgarter Musikschule; Mitglied im Lukas Barockorchester Stuttgart; langjähriges Mitglied der Heidelberger Kantatenochesters

 

Ilya Ryabokon, Violoncello,

geboren am 15.11.1983 in Kiew (Ukraine) in einer Musikerfamilie. Kurz darauf Umzug nach St. Petersburg. Mit 5 Jahren erster Cellounterricht mit bei seiner Mutter. Vorläufiger Besuch der dortigen Musikschule, dann Wechsel auf die Schule für begabte Kinder (St. Petersburg). Mit 7 Jahren Umzug nach La Coruna (Spanien). Aufenthalt ca. 2 Jahre. Besuch des dortigen Konservatoriums. 1994 Umzug nach Deutschland (Heilbronn). Unterricht an der Musikschule bei Mario Schönfeld. Außerdem Kammermusikkurs bei Michael Flaksman.

1996 Preis im Bundeswettbewerb „Jugend  Musiziert“. Später weitere Erfolge bei „Jugend musiziert“. 1998 – 2000 Vorschüler an der Musikhochschule Karlsruhe bei Prof. Martin Ostertag.

Meisterkurse bei Viktoria Yagling. 2000 – 2002 Vorschüler an der Musikhochschule Mannheim bei Prof. Roland Kunze, anschließend Aufnahme als Student. Dezember 2002 Solo-Konzert (Haydn C-Dur) mit dem „Georgischen Kammerorchester“ aus Ingolstadt in Ballei (Neckarsulm).

 

Michael Tkacz, Kontrabass,

studierte Musikwissenschaft und Germanistik an der Universität Heidelberg sowie Kontrabass an der Musikhochschule Mannheim. Danach langjährige Orchestertätigkeit (Nationaltheater Mannheim, Pfalztheater Kaiserslautern, seit 1993 Heidelberger Sinfoniker). Neben reger kammermusikalischer und solistischer Tätigkeit Lehraufträge an den Musikschule Heidelberg und Mannheim.

 

Martin Nitz, Orgel,

geboren in Oldenburg; Besuch des Humanistischen Gymnasiums; nach dem Abitur Pädagogik-Studium an der damaligen PH (jetzt Universität) in Oldenburg (Hauptfach Musik) mit Abschluss  Staatsexamen; Anschluss-Studium der Schulmusik an der Hamburger Musikhochschule (Hauptfächer: Klavier und Komposition; daneben Blockflöten- und Cembalostudium sowie Aufführungspraxis Alter Musik). 1972 Lehrauftrag für Blockflöte an der Hochschule für Musik. 1973 Cembalodiplom; 1974 Abschluss des Schulmusikstudiums. Seit 1975 Professor und hauptamtlicher Dozent für Blockflöte. Ab 1980 rege Herausgebertätigkeit für Blockflötenmusik des Früh- und Hochbarock bei verschiedenen deutschen, schweizer und österreichischen Verlagen

 

Rainer  Noll , Dirigent,

wurde am 29. Januar 1949 in Wiesbaden geboren, einer alten Bauernfamilie entstammend, deren Hof in Wiesbaden – Nordenstadt (Erbacher-Hof) er renovierte und wo er heute auch lebt. Seit 1990 richtet er die beliebten „Torhauskonzerte“ auf diesem Anwesen aus.

Kurzbiografie: 1964 – 1968 Organist in Nordenstadt; nach dem Abitur an der Gutenbergschule in Wiesbaden zunächst Physik- und Mathematik-Studium in Mainz und Hamburg, dann Musikstudium in Siena (1967), Hamburg und Frankfurt am Main (A- Prüfung/Staatsexamen für Kirchenmusiker); seit 1972 hauptamtlicher Kantor und Organist an St. Martin in Kelsterbach; 1979 – 1993: Gründung und Leitung der „Kantorei St. Martin“. Seit 1974 Dozent an der Musikschule Kelsterbach; 1976 liturgiewissenschaftliche Arbeit über „Die Entwicklung des Eucharistischen Hochgebetes“;

1979 – 1992 zunächst stellvertretender, dann Vorsitzender der MAV des Dekanates Rüsselsheim sowie Gründungs- und Vorstandsmitglied der „Historischen Werkstatt Nordenstadt“; 1981/82 künstlerischer Leiter der „Airport Chapel Concerts“ des Rhein-Main Flughafens Frankfurt. Seit seinem 10. Lebensjahr beschäftigt er sich intensiv mit Albert Schweitzer. Er entwarf 1973, inspiriert vom Orgelideal Schweitzers, die neue Orgel der Evangelischen Kirche in Wiesbaden-Bierstadt und begründete die dortige Konzerttradition. 1987 – 1993: Gründungsmitglied und Mitglied des „Wissenschaftlichen Beirates“ der „Wissenschaftlichen Albert-Schweitzer-Gesellschaft“; 1990 Leitung des Chores der Oranier-Gedächtniskirche in Wiesbaden, seit 1995 projektweise Leiter der „Idsteiner Vokalisten“, die er bereits zu vielbeachteten Höhepunkten führte. Konzerte, Schallplatten- und Rundfunkaufnahmen, Vorträge und Veröffentlichungen (u. a. über Ethik und Musikauffassung Albert Schweitzers) im In- und Ausland; 1993: USA-Tournee; Juni 2001: Konzertreise nach Tschechien; 1982 – 1989 ordnete er zudem den nachgelassenen Notenbestand in Schweitzers Haus in Günsbach / Elsaß und legte eine Kartei zur wissenschaftlichen Auswertung an. Im Herbst 1991 und Frühjahr 1992 erfolgte die gleiche Arbeit an dem von Schweitzer eingespielten Schallplatten, was eine Korrektur und Ergänzung der von Professor E. Jacobi und ihm 1975 erstellten Diskographie beinhaltete.

Darüber hinaus gilt sein Interesse besonders philosophischen und theologischen Problemkreisen. Er nimmt durch die Ausgestaltung und Leitung des jährlich seit 26 Jahren stattfindenden „Bach-Konzertes“, der „Musikalischen Meditation zur Todesstunde Jesu“ am Karfreitag sowie der vor 21 Jahren von ihm begründeten „Abendmusik zum Weihnachtsmarkt“ einen bedeutenden Platz im Kulturleben der Stadt Kelsterbach und der ganzen Region ein.

Progr.BK2003

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