Bachkonzert 2001

Programm

Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)

Sinfonia E – Dur BWV 49 Nr. 1

für Orgel und Orchester

Kantate BWV 124 „Meinen Jesum laß ich nicht“

für Sopran, Countertenor, Tenor,

Oboe d’amore, Streicher und Basso continuo

Doppelkonzert d – moll BWV 1060

für Violine, Oboe, Streicher und Basso continuo

Allegro – Adagio – Allegro

Kantate BWV 177 „Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ“

für Sopran, Countertenor, Tenor,

Oboen, Oboe da caccia, Streicher und Basso continuo

Die Ausführenden:

Kerstin Steube (Heidelberg), Sopran

Joachim Diessner (Köln), Countertenor

Christoph Leonhardt (Dresden), Tenor

 Idsteiner Vokalisten

Heidelberger Kantatenorchester

Martin Nitz (Hamburg), Orgel

Leitung: Rainer Noll

Zum Programm:

Im Jahre 1723 wurde Johann Sebastian Bach, seit sechs Jahren „hochfürstlicher“ Hofkapellmeister zu Köthen, zum Thomaskantor und Musikdirektor der Stadt Leipzig gewählt. Er blieb sozusagen übrig, nachdem berühmtere Musiker wie Telemann und Graupner abgesagt hatten, und so kam es denn auch zu der bekannten Äußerung des Dr. Platz, festgehalten im Protokoll der Sitzung des Leipziger Stadtrates: „Da man die besten nicht bekommen konnte, müsse man mittlere nehmen.“ Allein Bürgermeister Lange hatte den größeren Durchblick: „Wann Bach erwehlet würde, so könnte man Telemann … vergessen“. Dennoch: Niemand wurde sich im damaligen Leipzig (und ebenso andernorts) bewusst, dass ihr Kantor, den man immer wieder von amtswegen „subalternieren“ zu müssen glaubte, unter oft verdrießlichen Umständen in stetigem, stillen Fleiß Werke von Weltrang schuf, für deren Überlieferung er selbst wenig tat. Stattdessen musste er sich noch von kleinkarrierten Ratsherren, von denen nichts als ihre wichtigtuerische Bedeutungslosigkeit der Nachwelt zu berichten bleibt, vorwerfen lassen: „Nicht allein tue der Kantor nichts, sondern wolle sich auch diesfalls nicht erklären … es müsse doch einmal brechen.“ Man drohte ihm das Gehalt zu „verkümmern“, da er „incorrigibel“ (unverbesserlich) sei. Und 1730 hieß es im Rat bei der Wahl eines neuen Rektors für die Thomasschule, man möge hier besser fahren als mit der Wahl des Kantors. Bei der schon zu Bachs Lebzeiten geschmacklos betriebenen Wahl seines Nachfogers resümierte man im Stadtrat: „… man brauche einen Cantorem und keinen Capellmeister!“ (auf heutige Verhältnisse übertragen: einen „Gemeindemusiker“ – aber bitte ohne künstlerische Ambitionen!). Fast hundert Jahre sollte es dauern, bis Bachs Größe in breiteren Kreisen erkannt zu werden begann.

Zu Bachs Aufgaben gehörte es u.a., für jeden sonntäglichen Hauptgottesdienst eine Kantate zu liefern und aufzuführen. Dieser Gottesdienst begann um 7 Uhr in der Frühe und dauerte 3-4 Stunden (je nach Jahreszeit in der stets unbeheizten Kirche!).

Er stellte ein bedeutendes gesellschaftliches Ereignis dar und wurde regelmäßig von über 2000 (!!) Menschen besucht (und dies, obwohl um 11:30 Uhr die hauptsächlich von Handwerksburschen und Gesinde besuchte „Mittagspredigt“ und um 13:30 Uhr die „Vesper“ folgten – beide ebenfalls stark frequentiert wie die täglich stattfindenden Werktagsgottesdienste!).

Als festliche Eröffnung des heutigen Konzertes habe ich der ersten Kantate einen Instrumentalsatz vorangestellt, der wie diese in strahlendem E-Dur steht und außer der Solo-Orgel die gleiche Besetzung hat: Die Sinfonia E – Dur ist die Übertragung des 3. Satzes des wohl schon in Köthen komponierten Cembalokonzertes in E – Dur für Orgel und Orchester. Ursprünglich hatte sie Bach als Einleitung der 1726 aufgeführten Kantate BWV 49 „Ich geh‘ und suche mit Verlangen“ geschrieben. Ich folge also damit der Leipziger Praxis Bachs, der gelegentlich eine Kantate mit einem passend umgearbeiteten Konzertsatz eröffnete.

Vom 11. Juni 1724 bis 25. März 1725 arbeitete Bach an seinem zweiten Leipziger Kantatenjahrgang mit der fast wöchentlichen Lieferung einer Kantate, der er jeweils ein Gesangbuchlied zugrunde legte. Mit dieser selbst gewählten Aufgabe ließ Bach sich auf das ehrgeizigste und umfassendste Großprojekt seines Lebens ein. Bach stand in der wohl produktivsten Phase seines gesamten Kantatenschaffens. Der Bach-Forscher Friedhelm Krummacher beginnt sein Buch „Bachs Zyklus der Choralkantaten“ (Göttingen 1995, S. 7) mit den zusammenfassenden Worten: „Der Vorsatz Johann Sebastian Bachs, einen ganzen Jahrgang seiner Kantaten der Bearbeitung protestantischer Kirchenlieder zu widmen, bildet das wohl umfassendste Projekt im Werk des Komponisten. Denn singulär blieb nicht nur im Œuvre Bachs, sondern in der Musikgeschichte überhaupt ein solcher Zyklus, der eine vergleichbare Aufgabe zu lösen unternimmt. Ganze Jahrgänge von Kantaten schrieben gewiß auch Bachs Zeitgenossen, und zwar in größerer Zahl als er selbst. Niemand aber verpflichtete sich derart dem Plan, das tradierte Choralgut mit aktuellen Verfahren zu verarbeiten und dabei kompositorische Aktualität mit höchster Qualität zu paaren.“

 

Im Rahmen dieses Zyklus‘ wurde am 7. Januar 1725 (1. Sonntag nach Epiphanias) die Kantate BWV 124 „Meinen Jesum laß ich nicht“ uraufgeführt:

1. Chor Meinen Jesum laß ich nicht,

weil er sich für mich gegeben,

so erfordert meine Pflicht,

klettenweis an ihm zu kleben.

Er ist meines Lebens Licht,

meinen Jesum laß ich nicht.

   
2. Rezitativ

(Tenor)

So lange sich ein Tropfen Blut

in Herz und Adern reget,

soll Jesus nur allein

mein Leben und mein alles sein.

Mein Jesus, der an mir so große Dinge tut:

ich kann ja nichts als meinen Leib und Leben

ihm zum Geschenke geben.

   
3. Arie

(Tenor)

Und wenn der harte Todesschlag

die Sinnen schwächt, die Glieder rühret,

wenn der dem Fleisch verhaßte Tag

nur Furcht und Schrecken mit sich führet,

doch tröstet sich die Zuversicht,

ich lasse meinen Jesum nicht.

   
4. Rezitativ

(Alt)

Doch ach, welch schweres Ungemach

empfindet noch allhier die Seele ?

Wird nicht die hart gekränkte Brust

zu einer Wüstenei und Marterhöhle

bei Jesu schmerzlichstem Verlust?

Allein mein Geist sieht gläubig auf

und an den Ort, wo Glaub und Hoffnung prangen,

allwo ich nach vollbrachtem Lauf

dich, Jesu, ewig soll umfangen.

 
5. Arie

(Sopran, Alt)

Entziehe dich eilends, mein Herze, der Welt,

du findest im Himmel dein wahres Vergnügen.

Wenn künftig dein Auge den Heiland erblickt,

so wird erst dein sehnendes Herze erquickt,

so wird es in Jesu zufrieden gestellt.

   
6. Chor Jesum laß ich nicht von mir,

geh ihm ewig an der Seiten;

Christus läßt mich für und für

zu den Lebensbächlein leiten.

Selig, der mit mir so spricht:

Meinen Jesum laß ich nicht.

Der Eingangschor ist als großer konzertanter Choralchor mit menuettartigem Ritornell ausgeführt, wobei die zu Bachs Zeit gebräuchliche Melodie des Liedes abschnittweise im Sopran erklingt. Bei der uns heute fremd erscheinenden barocken Aussage „klettenweis an ihm zu kleben“ lässt Bach Alt, Tenor und Bass das Wort „kleben“ auf einem gemeinsamem Ton auffallend lang aushalten: das „Kleben“ wird unmittelbar sinnenfällig.

Wie schon der Eingangschor, so bringt der schlichte Schlusschoral noch einmal die Choralmelodie, die somit den Rahmen der Kantate bildet. Auch verwendet Bach hier ebenfalls wie im Eingangschor den unveränderten Text der zugehörigen Strophe des Liedes von Christian Keymann (1658), während in den Binnensätzen ein unbekannter Dichter eine madrigalische Umformung der Strophen 2 – 5 vornahm.

„Der Text dieser (…) Kantate knüpft (…) an die Evangelienlesung [Luk. 2, 41-52: Der zwölfjährige Jesus im Tempel] an: Wie einst die Eltern Jesu, so wünscht auch der gläubige Christ Jesus nicht zu verlieren und ihm in allen Fährnissen nachzufolgen. (…) Im weiteren Verlauf aber entfernen sich biblischer Bericht und Liedtext erheblich voneinander: Jener erzählt vom Wiederfinden Jesu im Tempel; dieser dagegen wendet die Gedanken auf das künftige Erdenleben (Strophe 2), auf Tod (Strophe 3), die Wiedervereinigung mit Jesus nach dem Tode (Strophe 4) sowie die Nichtigkeit der Welt (Strophe 5).“ (Alfred Dürr: Die Kantaten Johann Sebastian Bachs, Kassel 1971, S. 176)

In den Binnensätzen 2 – 5 spielt die Choralmelodie keine Rolle. Besonders aber in der Tenorarie Nr. 3 setzt Bach den Text eindrücklich in Musik: Der „Todesschlag“ ist motivisch in der Oboe d’amore zu hören, während ein kurzes ostinates Repetitionsmotiv der Streicher „Furcht und Schrecken“ hören lässt. In dem Duett Nr. 5 tanzt quasi das gläubige Herz im Freudentaumel in den Himmel hinein und entzieht sich hörbar eilends der Welt.

Nur für das kurze Rezitativ Nr. 4 verlangt Bach eine Bassstimme. Da der Bass aber im ganzen heutigen Konzert keine weitere Aufgabe hätte, folge ich auch hier der Bachschen Praxis der Anpassung an die Umstände und lasse dieses Rezitativ eine Oktave höher vom Countertenor singen, was zugleich ohne jede künstlerische Einbuße möglich ist.

 

Zwischen die beiden Kantaten stelle ich wieder ein Instrumentalkonzert:

Bei dem Doppelkonzert d – moll für Violine, Oboe und Streicher handelt es sich um die Rekonstruktion eines verschollenen Konzertes, das Bach als Vorlage für sein um 1736 entstandenes Konzert c – moll für zwei Cembali und Orchester BWV 1060 gedient hat.

 

Warum Bach seinen Zyklus der Choralkantaten der Jahre 1724/25 nicht vollendet hat, ist bis heute unklar. Fest steht aber, dass er in den folgenden Jahren immer wieder bemüht war, ihn zu komplettieren – schon hier zeigt sich seine sammelnde und bewahrende Haltung, die in seiner Leipziger Spätzeit vorherrschend wurde. So entstand 1732 ein solches Meisterwerk wie die Kantate BWV 177 „Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ“, die Bach am 6. Juli dieses Jahres (4. Sonntag nach Trinitatis) uraufführte:

1.
Chor

Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ,

ich bitt, erhör mein Klagen,

verleih mir Gnad zu dieser Frist,

laß mich doch nicht verzagen,

den rechten Glauben, Herr, ich mein,

den wollest du mir geben,

dir zu leben,

mein’m Nächsten nütz zu sein,

dein Wort zu halten eben.

   
2.
Arie
(Alt)

Ich bitt noch mehr, o Herre Gott,

du kannst es mir wohl geben,

daß ich werd nimmermehr zu Spott,

die Hoffnung gib darneben,

voraus, wenn ich muß hier davon,

daß ich dir mög vertrauen

und nicht bauen

auf alles mein Tun,

sonst wird mich’s ewig reuen.

 

3. Arie

(Sopran)

Verleih, daß ich aus Herzens Grund

mein‘ Feinden mög vergeben,

verzeih mir auch zu dieser Stund,

gib mir ein neues Leben,

dein Wort mein Speis laß allweg sein,

damit mein Seel zu nähren,

mich zu wehren,

wenn Unglück geht daher,

das mich bald möcht abkehren.

   
4. Arie

(Tenor)

Laß mich kein Lust noch Furcht von dir

in dieser Welt abwenden.

Beständigsein ans End gib mir,

du hast’s allein in Händen,

und wem du’s gibst, der hat’s umsonst,

es kann niemand ererben

noch erwerben

durch Werke deine Gnad,

die uns errett‘ vom Sterben.

 
5. Chor Ich lieg im Streit und widerstreb,

hilf, o Herr Christ, den Schwachen !

An deiner Gnad allein ich kleb,

du kannst mich stärker machen.

Kömmt nun Anfechtung, Herr, so wehr,

daß sie mich nicht umstoße.

Du kannst maßen,

daß mir’s nicht bring Gefahr,

ich weiß, du wirst’s nicht lassen.

„Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ“ war eines der Hauptlieder des 4. Trinitatissonntages, das besonders in seiner 3. Strophe der Grundhaltung des zugehörigen Sonntagsevangeliums nahe steht (Luk. 6, 36-42: Bergpredigt, Zurückhaltung im Richten). Bach verzichtet in dieser Kantate ganz auf Rezitative und verwendet die fünf Strophen des Liedes von Johann Agricola (um 1530) ohne jede Textänderung.

 

Wie bei der ersten Kantate erscheint die Choralmelodie im Sopran des prächtig instrumentierten, herben, aber harmonisch äußerst reichen und umfangreichen Eingangschores und im Schlusschoral. In den Binnensätzen 2 – 4 sind nur spärliche Anklänge an die Melodie zu vernehmen. Sie sind alle als Arien ausgeführt, die eine Steigerung vom Continuosatz der Altarie Nr. 2 über den Triosatz der Sopranarie Nr. 3 mit Oboe da caccia und Basso continuo bis zum Quartettsatz der Tenorarie Nr. 4 mit Solovioline, Solocello und Basso continuo erfahren.

 

Statt des Solocellos sieht Bach nur für diese eine Arie eigentlich ein Fagott vor, aber aus den bereits erwähnten praktischen Gründen lasse ich diese Partie vom Violoncello ausführen

 

Im vergangenen Jahr wurde im Bach-Konzert Bachs Leipziger Amtsantritt und sein Ende in Leipzig musikalisch thematisiert. Heute erhalten wir exemplarisch einen gewichtigen Einblick in sein Leipziger Vokal- und Instrumentalschaffen, besonders aber in sein größtes Projekt: den Zyklus der Choralkantaten.

Rainer Noll

 

 

Zu den Ausführenden:

KERSTIN STEUBE, Sopran

Kerstin Steube studierte an der Musikhochschule in Mannheim Gesangspädagogik und absolvierte anschließend ein künstlerisches Aufbaustudium in Karlsruhe bei Christiane Hampe. Sie nahm an zahlreichen Meisterkursen u. a. bei Julia Hammari, Ulrich Eisenlohr, Gerd Türk und Judith Beckmann teil. Zu ihrem Repertoire zählen die oratorischen Werke und Opern der Barockzeit bis zur Klassik, aber auch insbesondere die Lieder von Franz Schubert, Hugo Wolf und Richard Strauss. Ihre rege Konzerttätigkeit führt sie durch ganz Deutschland u. a. in Zusammenarbeit mit namhaften Orchestern und Ensembles wie dem Radiosinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, der Landesphilharmonie Rheinland-Pfalz, dem Asco-Ensemble Amsterdam und dem Ensemble Modern Frankfurt.

 

JOACHIM DIESSNER, Countertenor

wurde geboren in Süchteln / Niederrhein und begann seine musikalische Ausbildung mit Klavier- und Orgelunterricht. Nach dem Abitur zunächst Studium der Theologie, Gesangsunterricht bei Alastair Thompson, später Studium am königlichen Konservatorium in Den Haag, anschließend bei Prof. Philip Langshaw
in Köln. Teilnahme an mehreren Meisterkursen u.a. bei Jessica Cash, zudem regelmässiger Unterricht bei Drew Minter sowie Michael Chance. Als Mitglied mehrere Ensembles entstanden Rundfunk- und CD-Aufnahmen unter Hermann Max, Sigiswald Kuijken, Jordi Savall und Frieder Bernius. Joachim Diessner gastierte an den Opernhäusern in Münster, Frankfurt, Darmstadt, Konstanz, sowie am Kampnagel-Theater in Hamburg und dem Markgräflichen Opernhaus in Bayreuth. Zu seinen Partien gehörten u.a. die Titelrolle in Pietro Torris Oper ‚Amadis‘, Hercules in Händels ‚The choice of Hercules‘, ‚Bacchus‘ in Arianna von Monteverdi/Goehr sowie die Titelrolle in Offenbachs ‚La Grande-Duchesse de Gerolstein‘. Zudem ist er regelmässiger Gast bei verschiedenen renommierten Festivals im In- und Ausland, u. a. 6 Jahre in Folge bei der Styriarte Graz, den Berliner Festwochen, den Heidelberger Bachtagen, dem Händel-Festival in Halle sowie dem Festival für Alte Musik in Varaszdin. Jüngste Produktionen führten ihn ans Brandenburger Opernhaus, wo er im Jahre 2000 auch als künstlerischer Leiter die Planung und Organisation der Tage für Alte Musik übernahm. Zahlreiche Radio- und CD-Aufnahmen dokumentieren darüber hinaus seine Arbeit.

CHRISTOPH LEONHARDT, Tenor

geboren in Bad Nauheim; schon während seiner Schulzeit nebenamtlicher Chorleiter und Organist sowie Mitwirkung in ver- schiedenen Vokalensembles. Nach dem Abitur zunächst Studium der evang. Theologie und der Musikwissenschaft in Frankfurt / Main,

Erlangen und Mainz. Seit 1996 Gesangsstudium an der Dresdener

Musikhochschule bei Frau Prof. Helga Köhler-Wellner. Beschäftigung vor allem mit der Musik des 16. – 18. Jahrhunderts mit Schwerpunkt Kantaten, Oratorien und Passionen des Barock sowie Messen der Klassik. Mitwirkung u. a. beim Eröffnungskonzert eines Projektes des Sächsischen Musikrates, in dem im Bach-Jahr 2000 alle Bach-Kantaten des ersten Leipziger Jahrganges aufgeführt wurden.

 

Solisten des Heidelberger Kantatenorchesters:
VASYLZA KOPETS, Oboe

geboren 1976 in Lemberg/Ukraine, besuchte eine Spezialschule mit Konservatorium in Lemberg. Danach unterrichtete ihn, an der belorussischen Akademie für Musik, Prof. Boris Nitschkow im Hauptfach Oboe. Seit 1999 vervollständigt er sich im Aufbaustudium bei Prof. W. Liebermann an der Musikhochschule Mannheim. Er war als Mitglied mehrerer internationaler Festivals und Meisterkurse (z. B. Kazimierz Dawidek, Christian Wetzel) und erhielt verschiedene 1. Preise bei internationalen Wettbewerben. Nach einer vierjährigen Tätigkeit im staatlichen Orchester der Republik Weissrussland und einer Aushilfetätigkeit im Philharmonischen Orchester Heidelberg ist er seit 2000 Assistent an der Europäischen Oboenschule in Rheinland-Pfalz.

 

RAHEL VOIGT, Oboe – Oboe d‘amore – Oboe da caccia

geboren 1975, studierte nach dem Abitur Musik mit dem Hauptfach Oboe bei Prof. W. Liebermann an der Musikhochschule Mannheim. In der Spielzeit 1999/2000 absolvierte sie ein Praktikum im Staatsorchester Rheinische Philharmonie in Koblenz und ab der Spielzeit 2001/2002 ist sie als Oboistin im Nationaltheater Mannheim verpflichtet.

 

VALERIA PUSCHKINA, Violine

wurde 1980 in Lwow in der Ukraine geboren. Seit frühester Kindheit lernte sie bei ihrer Mutter Violine. Im Alter von sieben Jahren wurde sie an die Musikschule für begabte Kinder im Fach Violine aufgenommen. 1995 nahm sie an den Jugendfestspielen für Orchester und Kammermusik in Bayreuth teil. Seit ihrem 17. Lebensjahr studiert sie an der Musikhochschule Mannheim mit dem Hauptfach Violine bei Prof. Roman Nodel.

 

MANFRED BECKER, Violine

geboren 1936, erhielt mit 8 Jahren ersten Violin-Unterricht. Auf Wunsch des Vaters, selbst begeisterter Amateurmusiker, sollte dies der Beginn einer Ausbildung zum Berufsmusiker sein. Im Alter von 14 Jahren Vorschüler an der Musikhochschule Mannheim, mit 19 Jahren Abitur und kurz darauf erfolgreiches Probespiel am Nationaltheater Mannheim. Danach Studium der Physik an der Universität Heidelberg, nach dessen Abschluss Lehrtätigkeit zunächst am Gymnasium, dann als Fachleiter für Physik am Studienseminar Heidelberg. Daneben pflegte er das Geigenspiel als intensiv betriebenes Hobby.

ANKE STEINMETZ, Violine

geboren 1971 in Saarbrücken, erhielt ihre erste geigerische Ausbildung von ihrer Mutter. Sie studierte nach dem Abitur Musik mit dem Hauptfach Violine in Klagenfurt bei Brian Finlayson und Helfried Fister. Sie nahm an zahlreichen internationalen Meisterkursen teil, u.a. Igor Ozim, Denes Zsigmondy, sowie bei der Kammermusikklasse von Bill Hennessy am Royal Melbourne Conservatory in Melbourne. Sie war Mitglied des Schleswig-Holstein-Festival-Orchesters, und der Jungen Deutschen Philharmonie. Sie konzertierte mit verschiedenen Kammermusikensembles, sowie mit der Pianistin Maria Rapp. Sie studierte zusätzlich Medizin in Heidelberg und Freiburg und promoviert derzeit während ihres AiP in Freiburg.

 

ZORA GROSSER, Viola

geb. 1976 in Mannheim, studiert seit 1997 nach ihrem Abitur Musik mit dem Hauptfach Viola zunächst bei Prof. Hideko Kobayashi an der Musikhochschule Mannheim und seit 2001 bei Prof. Johannes Lüthy an der Musikhochschule Karlsruhe. Sie hat in mehreren Jahren Bundespreise bei Jugend musiziert erhalten, hat sich in mehreren Kammermusikkursen und Meisterkursen weitergebildet (z.B. Prof. Reiner Ginzel und Rainer Moog), war Mitglied in mehreren Orchestern junger Musiker und hat seit 2001 eine Praktikantenstelle in Philharmonischen Orchester Südwestfalen.

 

WERNER BALL, Violoncello

hat in Heidelberg Musik studiert (Hauptfach Violoncello) und war danach Mitglied in Orchester des Nationaltheaters Mannheim. Nach einem zweiten Studium wurde er promovierter Diplom-Chemiker. Er hat stets sowohl industrielle als auch künstlerische Tätigkeit kombiniert. Seit 40 Jahren organisiert er das „Heidelberger Kantatenorchester“

 

MICHAEL SCHNEIDER, Kontrabass

geboren 1950 in Lüneburg, ist seit 1979 Solokontrabassist des Philharmonischen Orchesters Heidelberg. Geprägt wurde sein Musikverständnis ebenso durch die klassische Kontrabassausbildung, wie durch Old Time, Modern Jazz, Irish-Folk-Unterricht bei den DUBLINERS, und neuerdings auch durch den Einfluss des in Paris lebenden Francois Rabbath, des „Menuhin am Kontrabass“. Neben zahlreichen Platten-, Rundfunk-, und Fernsehaufnahmen hat er zahlreiche zeitgenössische Werke für Kontrabass zur Uraufführung gebracht.

 

MARTIN NITZ, Orgel

geboren in Oldenburg; Besuch des Humanistischen Gymnasiums; nach dem Abitur Pädagogik-Studium an der damaligen PH (jetzt Universität) in Oldenburg (Hauptfach Musik) mit Abschluss Staatsexamen; Anschluss-Studium der Schulmusik an der Hamburger Musikhochschule (Hauptfächer: Klavier und Komposition; daneben Blockflöten- und Cembalostudium sowie Aufführungspraxis Alter Musik). 1972 Lehrauftrag für Blockflöte an der Hochschule für Musik. 1973 Cembalodiplom; 1974 Abschluss des Schulmusikstudiums. Seit 1975 Professor und hauptamtlicher Dozent für Blockflöte. Ab 1980 rege Herausgebertätigkeit für Blockflötenmusik des Früh- und Hochbarock bei verschiedenen deutschen, schweizer und österreichischen Verlagen.

 

Die IDSTEINER VOKALISTEN

wurden 1992 von der Sopranistin Karla Härtl gegründet, die in Idstein eine Gesangsschule leitet. Karla Härtl war von 1980 – 1990 Stimmbildnerin der Kantorei St. Martin und wirkte über 15 Jahre als Solistin bei Kirchenmusiken an St. Martin in Kelsterbach und anderenorts mit. Rainer Noll, seit 1995 projektweise Dirigent dieses Ensembles, führte den leistungsfähigen Kammerchor bereits zu vielbeachteten Höhepunkten.

 

RAINER NOLL – Leitung

wurde am 29. Januar 1949 in Wiesbaden geboren, einer alten Bauernfamilie entstammend, deren Hof in Wiesbaden – Nordenstadt (Erbacher-Hof) er renovierte und wo er heute auch lebt. Seit 1990 richtet er die beliebten „Torhauskonzerte“ auf diesem Anwesen aus.

Kurzbiografie: 1964 – 1968 Organist in Nordenstadt; nach dem Abitur an der Gutenbergschule in Wiesbaden zunächst Physik- und Mathematik-Studium in Mainz und Hamburg, dann Musikstudium in Siena (1967), Hamburg und Frankfurt am Main (A- Prüfung/Staatsexamen für Kirchenmusiker); seit 1972 hauptamtlicher Kantor und Organist an St. Martin in Kelsterbach; 1979 – 1993: Gründung und Leitung der „Kantorei St. Martin“. Seit 1974 Dozent an der Musikschule Kelsterbach; 1976 liturgiewissenschaftliche Arbeit über „Die Entwicklung des Eucharistischen Hochgebetes“; 1979 – 1992 zunächst stellvertretender, dann Vorsitzender der MAV des Dekanates Rüsselsheim sowie Gründungs- und Vorstandsmitglied der „Historischen Werkstatt Nordenstadt; 1981/82 künstlerischer Leiter der „Airport Chapel Concerts“ des Rhein-Main Flughafens Frankfurt; Seit seinem 10. Lebensjahr beschäftigt er sich intensiv mit Albert Schweitzer. Er entwarf 1973, inspiriert vom Orgelideal Schweitzers, die neue Orgel der Evangelischen Kirche in Wiesbaden-Bierstadt und begründete die dortige Konzerttradition. 1987 – 1993: Gründungsmitglied und Mitglied des „Wissenschaftlichen Beirates“ der „Wissenschaftlichen Albert-Schweitzer-Gesellschaft“; 1990 Leitung des Chores der Oranier-Gedächtniskirche in Wiesbaden, seit 1995 projektweise Leiter der „Idsteiner Vokalisten“, die er bereits zu vielbeachteten Höhepunkten führte. Konzerte, Schallplatten- und Rundfunkaufnahmen, Vorträge und Veröffentlichungen (u. a. über Ethik und Musikauffassung Albert Schweitzers) im In- und Ausland; 1993: USA-Tournee; Juni 2001: Konzertreise nach Tschechien; 1982 – 1989 ordnete er zudem den nachgelassenen Notenbestand in Schweitzers Haus in Günsbach / Elsaß und legte eine Kartei zur wissenschaftlichen Auswertung an. Im Herbst 1991 und Frühjahr 1992 erfolgte die gleiche Arbeit an dem von Schweitzer eingespielten Schallplatten, was eine Korrektur und Ergänzung der von Professor E. Jacobi und ihm 1975 erstellten Diskographie beinhaltete.

Darüber hinaus gilt sein Interesse besonders philosophischen und theologischen Problemkreisen. In Kelsterbach hat er sich durch die Ausgestaltung und Leitung des jährlich seit 1977 stattfindenden „Bach-Konzertes“, der „Musikalischen Meditation zur Todesstunde Jesu“ am Karfreitag sowie der „Abendmusik zum Weihnachtsmarkt“ einen Namen gemacht. Wie in der Vergangenheit, ist es ihm auch in diesem Jahr wieder gelungen, ein hochkarätiges Programm zusammenzustellen und einzustudieren sowie herausragende Künstlerinnen und Künstler zu gewinnen.

Progr.BK2001

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