Orgelfahrt Thüringen

5./6. September 2009

Abfahrt: Samstag, 8 Uhr, am Stadttheater Rüsselsheim („Treff“), wo Sie Ihr Auto kostenlos parken können.

Fahrt mit modernem Reisebus der Fa. Sippel + Übernachtung mit Frühstücksbuffet im IBIS-Hotel*** Erfurt-Ost: 90 € (Einzelzimmerzuschlag: 15 €).

Erstes Ziel: Schmalkalden mit Besichtigung der Orgel (1590) der Schlosskirche der Wilhelmsburg  und Mittagessen (Ratskeller, Speisekarte zur Vorbestellung wird im Bus herumgereicht), dann Einchecken im Hotel in Erfurt mit kurzer Pause. 17-18 Uhr Führung durch das Augustinerkloster (ein Muss!), wo Luther als Mönch lebte (4,50 € pro Person – Teilnahme freiwillig, wird vorher abgeklärt). Anschließend kann, wer will, das Abendgebet der Schwanberger Schwestern (evang. Communität Casteller Ring) in der Klosterkirche mitbeten (ca. 20 Minuten). Abends freier Ausgang in der Stadt (jeder versorgt sich selbst – Stadtplan und Restaurant-Tipps werden gegeben).

Sonntagmorgen ist evang. Gottesdienst um 9:30 Uhr im Augustinerkloster, um 10 Uhr in der Predigerkirche, und um 11 Uhr kath. Gottesdienst im Dom (wo Luther zum Priester geweiht wurde) mit Domorganist Prof. Silvius von Kessel, Domorgel: 1992 erbaut von Alexander Schuke (Potsdam), 62 Register, 3 Manuale und Pedal (frei – wir klären vorher, wer wohin möchte). Danach Mittagessen um 12:30 Uhr im Gasthaus „Zum Goldenen Schwan“, Michaelisstraße 9 (ca. 8 Min. Fußweg vom Dom, freie Teilnahme – Speisekarte zur Vorbestellung wird wieder herumgereicht). Am Nachmittag dann nach Möglichkeit Besichtigung der Orgel der Lutherkirche (erbaut 1928 von Wilhelm Rühlmann junior aus Zörbig, 46 Register, 3 Manuale und Pedal) und der Orgel in Erfurt-Büßleben (erbaut 1702 von Georg Christoph Stertzing, 28 Register, 2 Manuale und Pedal).

18 Uhr gemeinsames Abschlussessen und Rückfahrt. Rückkehr: Sonntag, ca. 23 Uhr, wieder am Stadttheater Rüsselsheim („Treff“).

Hinweis: Außer dem Frühstück sind die Mahlzeiten nicht im Preis inbegriffen, Teilnahme frei nach Belieben und Absprache.

Bereits hier sei Frau Renate Schellhaas für ihre ortskundige Hilfe bei der Vorbereitung herzlich gedankt.

Stand vom 23.7.09, Änderungen vorbehalten.


Reisebericht

Die diesjährige Orgelfahrt führte uns am 5. Septemberzunächst nach Schmalkalden in die Schlosskirche der Wilhelmsburg. Die aus dem 16. Jahrhundert stammende kleine Holzpfeifenorgel bot uns ein ganz besonderes Klangerlebnis. Unser Reiseleiter, Herr Rainer Noll hatte hier 1999 ein Konzert gegeben und uns schon auf der Hinfahrt im Bus mit Ausschnitten aus seiner damals aufgenommenen CD darauf eingestimmt. In Erfurt erwartete uns an diesem Tag noch eine Führung durch das Augustinerkloster – hier hatte einst Martin Luther als Mönch gelebt. Unsere Führerin bewies hierbei ein gutes Gespür für die Gruppe und ermunterte uns zu einem Kanon in der Klosterkirche: „Lobet und preiset ihr Völker den Herrn… – Der Sonntag stand ganz im Zeichen der Orgeln: Die Orgel des Erfurter Doms – eine Schuke-Orgel aus dem Jahr 1992 – hörten wir im Rahmen des katholischen Gottesdienstes. Am Nachmittag besichtigten wir die Orgel der Lutherkirche, eine Rühlmann-Orgel aus dem Jahr 1928. Der Kantor Herr Fülöp gab uns eine sehr liebevolle Einführung in die Geschichte von Kirche und Orgel. Nach seinem erläuternden Vorspiel genossen wir noch mehrere Stücke, die uns unser Kantor Jens Lindemann spielte. Der Kirchenraum erinnerte von Aufbau und Klangerlebnis an einen Konzertsaal. Die letzte Orgel dieses Tages und vor allem optisch ein krönender Abschluss war die Sterzing-Orgel in der St. Petri-Kirche in Erfurt-Büßleben aus dem Jahr 1702. Zu erwähnen wären noch die gut vorbereiteten Mittag- und Abendessen – in Erfurt besuchten wir den Goldenen Schwan und das Waldhaus -, die dem Ganzen einen schönen Rahmen und Gelegenheit zu vielen Gesprächen gaben. Danke an die Kantoren, vor allem an unseren Reiseleiter Herrn Noll und an Renate und Reinhard Schellhaas, die uns in Erfurt mit ortskundiger Hilfe begleiteten.

Marianne Heidenreich

Orgel St. Valentin (Kiedrich)

Die Orgel der Pfarrkirche St.Valentin und Dionysius zu Kiedrich im Rheingau wird oft als die „älteste Orgel Deutschlands“ bezeichnet. Falsche Interpretationen von Pfeifennummerierungen führten zum Beispiel zur Annahme eines angeblichen Erbauungsjahres 1313. Tatsächlich ist diese Orgel aber erst etwa um 1500 entstanden, wobei freilich weder das genaue Jahr noch der Erbauer bekannt sind.

Das Instrument wurde mehrfach umgebaut und vergrössert, unter anderem 1653 durch Johann Wendelin Kirchner. Um 1800 wurde die Orgel nicht mehr benützt. Sie galt als unreparierbar, aber aus Geldmangel unterblieb der Ersatz durch ein neues Instrument. Erst die romantische Begeisterung für die Gotik und deren Wiederaufleben als „Neugotik“ führten zu einem Gesinnungswandel. Der englische Baron John Sutton (1820 – 1873) entdeckte das Kleinod im Jahre 1857 und beschloss, Kirche und Orgel zu restaurieren. Allein für die Orgel wendete er über 6000 Gulden auf. Der instrumentale Teil wurde von Louis-Benoit Hooghuys aus Brügge restauriert, die Fassung des Gehäuses und der Flügeltüren von August Martin aus Fürth.

Bei der letzten Restaurierung, von 1985-1987 durch Kuhn ausgeführt, ging es zunächst darum, sorgfältig das Restaurierungsziel zu erarbeiten. Im Einvernehmen mit der Denkmalpflege und den Verantwortlichen der Diözese Limburg kam man zur Überzeugung, dass grundsätzlich nur die Wiederherstellung des Zustandes 1860 (Sutton) sinnvoll sein konnte. Die Rekonstruktion früherer Zustände (die Orgel besass zwischenzeitlich sogar ein Rückpositiv) hätte zu vieler Hypothesen bedurft. Zudem wurde die Gesamtleistung Suttons ebenfalls als denkmal- und schutzwürdig eingestuft. Durch sein Wirken wurde nicht nur die alte Orgel von den barocken Zutaten befreit und zu ihrer gotischen Pracht zurückgeführt, sondern die ganze Kirche samt ihrer Ausstattung und Umgebung wurde zu einem wahren „Schatzkästlein der Gotik“ gemacht, wobei Gotik und Neugotik untrennbar ineinander verschmolzen. In einigen Punkten (zum Beispiel Balganlage und Temperierung) ging man jedoch trotzdem auf den Stand von 1653 zurück.

In Erscheinung tritt lediglich das Hauptwerk, gewissermassen als einmanualige gotische Orgel mit Flügeltüren. Die Zusatzwerke (Positiv und Pedal) sind unsichtbar in der dahinterliegenden Turmkammer untergebracht, wo auch die Keilbalganlage Platz fand.

Register

Restaurierung durch Orgelbau Th. Kuhn AG, 1987

Orgel erbaut von:
Johann Wendelin Kirchner, 1653
Louis Benoit Hooghuys, 1860
Windladen: Schleifladen
Traktur: mechanisch
Registratur: mechanisch
Einweihung: Ostern 198

Orgel St. Katharinen (Oppenheim)

Die Katharinenkirche hatte vermutlich schon im 14. Jahrhundert eine Orgel, also in einer Zeit, als dies noch gar nicht selbstverständlich war. Wechselnde Standorte im Kirchenschiff entsprachen dem jeweiligen liturgischen Auftrag des Instrumentes. 1871 erhielt die Katharinenkirche eine bedeutende Orgel, ein spätes Werk aus der berühmten Werkstatt Eberhard Friedrich Walckers. Die Hochschätzung, die diese Orgel bei vielen Musikern genoss, zeigt sich auch dadurch, dass einige berühmte Organisten auf ihr spielten:

Max Reger ließ sich hier zu seinen Orgelphantasien anregen und der evangelische Theologe, Arzt und Organist Albert Schweitzer besuchte mehrmals Oppenheim, um auf der Orgel der Katharinenkirche zu spielen.

Diese Orgel existierte nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form. Das Nachfolgeinstrument wurde vor rund 40 Jahren gebaut und später in Teilen verändert. Es stellte sich als musikalisch unzureichend und technisch desolat dar. Insbesondere durch Materialermüdung und Konstruktionsmängel versagte die Orgel immer häufiger den Dienst.

Im Frühjahr 2003 vergab der Kirchenvorstand im Wissen um die große überzeitliche Bedeutung des Orgelneubaus für die Oppenheimer Katharinenkirche den Bauauftrag an die Orgelbaufirma Gerald Woehl in Marburg/Lahn.

Beim Abbau der alten Orgel wurde das gesamte historische Pfeifenmaterial genau untersucht. Das Ergebnis war sensationell: Aus der bedeutenden Walcker-Orgel sind 19 Register teilweise bzw. einige Register ganz erhalten. Die Pfeifen aus dem Spätwerk Walckers zeichnen sich durch eine besondere Güte des Materials und eine außerordentlich exakte Herstellung aus, wie man sie heute kaum findet. Es sind wohl Pfeifen von Walckers letzter noch erhaltener Orgel.

Zu Pfingsten 2006 konnte die neue Woehl-Orgel eingeweiht werden und wurde von der Gemeinde, von internationalen Künstlerinnen und Künstlern und dem Publikum stürmisch gefeiert. Gerald Woehl hat ein Werk geschaffen, das sich wunderbar in den akustischen Raum der Katharinenkirche einfügt.

In der neuen Woehl-Orgel ist ein Manual, das schwellbare Oberwerk, weitgehend komplett mit Registern von Walcker wieder hörbar. Daneben gibt es schöne Solo-Stimmen von Walcker im Hauptwerk und großartige Bass-Stimmen im Pedal.

Zwei Register von Walcker, ein Bordun 16´ aus dem 1. Manual und eine Trompete 8´ des 2. Manuals, konnten bisher noch nicht restauriert und eingebaut werden. Die dafür notwendigen Gelder sind aus Spenden und durch Sponsoren aufzubringen.

Die neue Woehl-Orgel der Katharinenkirche findet bei internationalen Experten und Musikliebhabern großen Zuspruch:

„Die Orgel klingt wunderschön!!! … so musikalisch… ich bin begeistert … Es war eine große Freude für mich, bei den Eröffnungskonzerten zu spielen!“ Olivier Latry, Notre Dame – Paris

„Ein Traum hat sich verwirklicht – endlich hat diese wunderbare Kirche auch ein prophetisches Instrument bekommen… Ein lebendiger und ausdrucksvoller Klang… Ich bin fasziniert!“
Hans-Ola Ericsson, Piteå, Schweden

 

Disposition:
Die neue Woehl Orgel mit 44 klingenden Registern auf drei Manualen und Pedal spielbar, erhält folgende Disposition:
I. Manual – Hauptwerk Manual II, schwellbar Manual III, Recit IV. Pedal Koppeln Spielhilfen
Principal 16
+Bordun* 16
Principal 8
+Rohrflöte 8
Flûte harmonique 8
+Gambe 8
0ctave 4
+Gemshorn 4
+Quinte 2 2/3
Octave 2
+Cornett 4 – 6fach
Mixtur 6fach 2
Trompete 16
Trompette 8
+Gedeckt 16
+Principal 8
+Salicional 8
Unda maris 8
Doppelflöte 8
+Gedeckt 8
+Octave 4
+Flöte 4
Nasard 2 2/3
+Octave 2
Terz 1/3/5
Mixtur 4-5f 2
+Trompete* 8
Clarinette 8
Tremulant
Quintaton 16
Flûte traversière 8
Cor de nuit 8
Viole de Gambe 8
Voix céleste 8
+Fugara 4
Flûte octaviante 4
Octavin 2
Bombarde 16
Trompette harmonique 8
Clairon harmonique 4
Basson Hautbois 8
Voix humaine 8
Tremulant
Groß-Untersatz 32
Grand Bourdon 32
Principal 16
+Kontrabass 16
Violon 16
+Subbass 16
+Gedecktbass 16
Octavbass 8
Violoncello 8
Bassflöte 8
Flöte 4
+Posaune 16
Basstrompete 8
Bombarde 16
Trompette 8
Clairon 4
ll-l
lll-l
l Bass Octavkoppel
lll-l Bass Octavkoppel
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lll-ll Bass Octavkoppel
lll Bass Octavkoppel
l-P
ll-P
lll-P
lll-P Diskant Octavkoppel
Walze an
klassischer Wind an
West Orgel an
Jalousietritt Fernwerk

Orgelfahrt nach Kiedrich und Oppenheim

6. September 2008

Am Samstag, dem 6. September, richtet Rainer Noll für das Ev. Dekanat Rüsselsheim wieder eine Orgelfahrt aus. Diesmal ist es eine Tagesfahrt nach Kiedrich im Rheingau und nach Oppenheim am Rhein. Zwei sehr unterschiedliche Orgeln stehen dort in stilvollendeten gotischen Kirchen. Die hochbarocke Orgel in St. Valentin in Kiedrich (21 Register auf 2 Manualen und Pedal) gilt als eine der ältesten spielbaren Orgeln Deutschlands (siehe Bericht der schweizer Orgelbaufirma Kuhn, die die Orgel 1985-87 restauriert hat, im Anhang). Die Orgel in der Katharinenkirche in Oppenheim dagegen wurde von Gerald Woehl (Marburg) gebaut, von dem u.a. auch die neue Bach-Orgel in der Leipziger Thomaskirche stammt. Sie wurde 2006 eingeweiht und umfasst 57 Register auf drei Manualen und Pedal. Klanglich orientiert sie sich am symphonischen Ideal der Vorgängerorgel, die 1871 von Walcker erbaut, aber später mehrfach verändert worden war. Von Walcker waren noch ca. 19 Register teilweise oder ganz vorhanden, die ergänzt, überarbeitet und in den Neubau integriert worden sind (siehe Anhang).

Samstag, 6. September, 8:45 Uhr Abfahrt in Rüsselsheim am Stadttheater Treff (Parkmöglichkeiten) – um 9:30 Uhr empfängt uns Rainer Hilkenbach, langjähriger Leiter des weltberühmten Kiedricher Knabenchores, an der Orgel der St. Valentinskirche in Kiedrich – um 11 Uhr Führung und kleine Weinprobe im nahen Kloster Eberbach (spätere Führung wegen Aufbauarbeiten für ein abendliches Konzert nicht möglich) – ca. 12:30 Uhr Mittagessen à la carte in der Klosterschänke, danach Fahrt nach Oppenheim – dort Möglichkeit, einen Kaffee zu trinken – um 16 Uhr stellt uns der Propsteikantor Ralf Bibiella die neue Woehl-Orgel der Katharinenkirche vor – abschließend Abendessen in einem regionalen Weingut oder einer Straußwirtschaft – Rückkehr in Rüsselsheim ca. 21 Uhr.

Im Reisepreis von 36 € sind enthalten: die Fahrt, die Führung und Weinprobe im Kloster Eberbach sowie natürlich die Orgelbesichtigungen. Die Mahlzeiten zahlt jeder selbst nach seinen Wünschen und Bedürfnissen.

Die Teilnehmerzahl muss wegen der begrenzten Sitzplätze auf 35 begrenzt werden, so dass eine Anmeldung nach Erfüllung dieses Kontingents nicht berücksichtigt werden kann. Anmeldeschluss: 24.8.2008.