„Geistesgegenwart“ – ein Beispiel aus der modernen Musik der Kirche (1)
(mit Exkurs: »„im Geiste von…“ bei Albert Schweitzer«)
Vortrag von Rainer Noll, gehalten am 15. März 1997 während der Internationalen Seminartage des Albert-Schweitzer-Hauses in Günsbach/Elsaß (Gesamtthema: Heiliger Geist – Geist des Lebens – Geist der Wahrheit) als Einführung zum abendlichen Orgelkonzert von Rainer Noll in der Pfarrkirche Günsbach auf der von Schweitzer geplanten Orgel
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
das Thema dieses Referates wurde mir vorgegeben und von Herrn Dr. Zager und seiner Frau formuliert. Es zog mich an, fast habe ich mich darum gerissen, um mich selbst zu einer Auseinandersetzung zu zwingen, ohne zu ahnen, worauf ich mich da eingelassen habe. In manchen Gesprächen mit Freunden (darunter Theologen, Komponisten, Interpreten, Hochschullehrer usw.) steuerte ich dieses Thema an. Mit seltener Einmütigkeit bekam ich früher oder später zu hören: „Ich möchte diesen Vortrag nicht halten müssen!“ – Sehr ermutigend… Und nun sitzen wir hier zusammen mit mehr oder weniger großen Erwartungen. Sie werden sehen, dass es sehr schwierig ist, zu diesem Thema etwas zu sagen, was wirklich „Hand und Fuß“ hat (wie immer, wenn es um „Geist“ geht).
Ich bin schon froh, wenn es mir heute noch gelingt, Ihnen doch etwas mit Hand und Fuß nahezubringen, nämlich die überwiegend zeitgenössische Musik, die ich nachher im Orgelkonzert spielen werde, und die ich ganz bewusst im Hinblick auf den zweiten Teil des Themas ausgewählt habe. Lassen Sie mich versuchen, Sie schonend darauf vorzubereiten.
Doch zunächst möchte ich Ihnen einen Überblick geben, was Sie im Folgenden erwartet. Nicht erwarten können Sie eine systematische Geschlossenheit – eher schon eine aspekthaft schweifende Offenheit (dem Geist selbst verwandt). Bewusst werde ich nicht vom Heiligen Geist sprechen. Auch bewege ich mich im Vorfeld der „Unterscheidung der Geister“ (so nötig diese irgendwann auch werden mag), es geht mir zunächst um Grundsätzlicheres. Auch bei den musikalischen Ausführungen dringe ich nicht vor bis zu Feinheiten interpretatorischer Unterschiede. Überhaupt werde ich, bevor ich endgültig zur Musik komme, noch einmal kräftig abschweifen, sozusagen einen Vortrag im Vortrag halten in einem Exkurs über „»im Geiste von…« bei Albert Schweitzer“, um auf diese Weise auch Schweitzer einzubeziehen.
Sie werden bemerken, dass ich in meinen Ausführungen sehr viel mehr Dinge anspreche, als ich ausführlich benennen kann (aus manchem Für und Wider könnten dann wieder eigene Abhandlungen erwachsen). Ich möchte Sie zum Nachdenken anregen und Sie geistig herausfordern (auch zum Widerspruch). Nehmen Sie diesen Vortrag wie einen Notizzettel, der im Papierkorb verschwinden kann, wenn er seine Funktion erfüllt hat und Sie klüger sind als zuvor … oder gar als der Referent. Das Wesentliche ist ohnehin nicht verbalisierbar. Alles bleibt Annäherung.
Ich beginne nun mit des Themas erster Hälfte: „Geistesgegenwart“.
Das Wort „Geistesgegenwart“ ist eine sogenannte Lehnübersetzung des französischen présence d’esprit und taucht erstmals 1791 bei Herder auf. Der französische Begriff ist eindeutiger als der deutsche: Er meint das, was wir mit Schlagfertigkeit umschreiben könnten. Umgangssprachlich ist jemand, der „geistesgegenwärtig“ ist, „voll da“ (und ich hoffe, dass ich dies nachher beim Konzert auch noch sein werde – so ganz unwichtig ist dieser Aspekt also auch nicht). Primär gemeint ist aber hier die andere Bedeutung des deutschen Wortes: Gegenwart von Geist (und die hieße auf französisch présence de l’esprit).
Zum „Geist“ nun Geistreiches zu sagen, ist ein schwieriges Unterfangen, bei dem nicht leicht ein Anfang und Ende zu finden ist. Man bekommt nur mühsam Boden unter die Füße. Vielleicht ist „Geist“ deshalb immer als etwas Schwebendes (Anfang der Schöpfungsgeschichte!), Wehendes, Unfassbares und Unverfügbares empfunden worden (einigen dieser Aspekte begegnen wir nachher in Dick Troosts Pfingstpartita).
Im Philosophie-Duden lesen wir: „Geist: einer der am schwersten zu bestimmenden und umstrittensten Termini der Philosophie“. Lässt Geist sich überhaupt definieren? Gerade in diesem Zusammenhang sind nach Karl Popper „»Was ist«-Fragen niemals fruchtbar, auch wenn sie von Philosophen häufig gestellt und behandelt worden sind (…) »Was ist«-Fragen sind immer in Gefahr, zu einem Verbalismus zu degenerieren – zur Diskussion über die Bedeutung von Worten oder Begriffen oder zur Diskussion über Definitionen. Aber im Gegensatz zu einem immer noch weitverbreiteten Glauben sind solche Diskussionen und Definitionsversuche nutzlos.“(2) So will ich nach Ludwig Wittgensteins berühmtem Satz „Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“ die Wesenheit des Geistes dahingestellt sein lassen … und dennoch nicht schweigen. Denn reden lässt sich vielleicht über Wirkungen und Erscheinungen des Geistes, darüber, wie er wahrgenommen werden kann. Wie ich dies meine, macht Ihnen sofort ein Beispiel aus der Physik klar, das uns ausnahmslos alle ebenso betrifft wie das Phänomen des Geistes: die Gravitation. Kein Naturwissenschaftler kann Ihnen sagen, was Gravitation eigentlich „ist„, ihrem Wesen nach ist. Aber ihre Wirkungen sind zu messen und zu spüren, sogar subjektiv sehr verschieden z.B. je nach Mahlzeit, Müdigkeit und Alkoholgenus. Und alle müssen wir mit ihr leben, solange wir nicht in Raumstationen verfrachtet worden sind, auch wenn wir uns ihrer nicht ständig bewusst sind. Gleichzeitig beherrscht Gravitation, von der wir nicht wissen, was sie „ist“, mit ihrer Wirkung das ganze Universum, so weit wir dies bis heute überblicken können, ja, sie ermöglicht dieses von uns beobachtete Universum überhaupt erst.
Meiner Meinung nach verhält es sich ganz ähnlich mit dem, was wir Geist nennen. Auch Geist (als Zusammenspiel – Betonung auf -spiel, das auch dem Zufall Raum gibt! – von Intelligenz, Kreativität, Gedächtnisleistung usw.) muss von allem Anfang an im ganzen „Sein“ (nicht nur im „Leben“) angelegt gewesen sein, sozusagen als Vorbedingung für alle Evolution, als Axiom der Möglichkeit jeder Entwicklung. Diese Aussage widerspricht keineswegs neuesten naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, ganz im Gegenteil!
Die Frage ist hier nur, wie weit man den Begriff des Lebendigen fasst. Der englische Physiker David Bohm und der französische Physiker J. E. Charon sind davon überzeugt, dass sogar Elektronen „leben“. Charon: „Das Elektron umschließt innerhalb seines Mikrouniversums einen Raum, der erstens Information zu speichern vermag, zweitens mit Hilfe einer Art von Erinnerungssystem diese Information in jeder Pulsperiode seines Zyklus wieder verfügbar machen kann und drittens die Fähigkeit besitzt, komplexe Operationen durch Kommunikation und Zusammenarbeit mit den anderen Elektronen des zu bildenden Systems zu steuern.“ – „Mein Denken ist das Denken meiner Elektronen, es herrscht also nicht bloß Analogie, sondern Identität.“(3) Der deutsche Physiker Hans-Peter Dürr sagt: „Elektronen beispielsweise entstehen unberechenbar und spontan. Aber sie entstehen nicht aus Nichts, sondern aus Etwas. Dieses Etwas drückt aber nichts Materielles aus. Potentialität, also Mögliches, verwandelt sich dann in Realität.“(4) Am Anfang steht also ein „Entwurf“, so etwas wie reine Information, Idee oder Prinzip als virtuelles Etwas, aus dem Realität erst „geboren“ wird. Gerade nach den revolutionären Erkenntnissen der Quantenphysik gemahnt uns Dürr, „die berechenbare, träge Materie nicht für das Fundament der Welt zu halten. (…) Das Geistige ist für mich fundamental, ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass es keine Materie gibt, sondern nur Geist.“(5) Der englische Astrophysiker James Jeans kommt zu dem Schluss: „Nimmt man die unterschiedlichen möglichen Beweisführungen zusammen, wird es immer wahrscheinlicher, dass Realität mit ‚geistig‘ treffender beschrieben wird als mit materiell (…), das Universum scheint einem großen Gedanken ähnlicher zu sein als einer großen Maschine.“(6) Ähnliche Zitate von Physikern lassen sich noch viele finden.
Zwischenbemerkung: Unwillkürlich fällt einem hier der Beginn des Johannes-Evangeliums ein: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. (…) Alle Dinge sind durch dasselbe geworden, und ohne dasselbe ist auch nicht eines geworden, das geworden ist.“ Die Theologen wissen hier sofort, dass das Wort, das im griechischen Urtext für „Wort“ steht, nämlich logos (?ó ?o?), auch zugleich Geist bzw. eine gewisse Form von Geist bedeutet, was die Sache eigentlich noch aussagekräftiger macht.
Lassen Sie mich für die Naturwissenschaft noch Hoimar von Ditfurth zitieren: „Die Funktionen, die wir als ,psychische‘ [und ,geistige‘] zu bezeichnen gewohnt sind, weil wir sie an uns selbst bewusst erleben, sind älter als alle Gehirne. Sie haben ihre Aufgabe in den unvorstellbar langen Zeiträumen, die der Entstehung von Gehirnen vorausgingen, auch ohne Bewusstsein erfüllt. Sie sind nicht das Produkt von Gehirnen. Das Gegenteil trifft zu: Wie alles andere, so konnten auch Gehirne von der Evolution nur deshalb schließlich hervorgebracht werden, weil die hier angesprochenen Funktionen die Evolution von allem Anfang an steuerten. (…) Unser Gehirn ist nicht die Quelle aller dieser Leistungen, es integrierte sie lediglich im Individuum. (…) Es ist eine triviale Feststellung, dass weitaus das meiste von dem, was die Evolution – ohne Bewusstsein und ohne Gehirn! – hervorzubringen in der Lage war, von uns trotz aller Anstrengungen erst zu einem winzigen Teil verstanden, geschweige denn nachgeahmt werden kann.“(7)
[Kurzer Hinweis auf die völlige Unzulänglichkeit unserer Sprache: Denken Sie doch einmal darüber nach, was das eigentlich heißen soll: „die Evolution hat hervorgebracht“!] Bei genauerem Hinsehen sind unsere technischen Leistungen Plagiate, Nachahmungen unerreichter Vorbilder in der Natur. Unsere Hybris gegenüber der Natur ist völlig unangebracht. Angemessener wäre hier Ehrfurcht vor allem Lebendigen, ja, vor allem Sein, das wir „Schöpfung“ nennen, die ihr Werk in jedem Augenblick, den wir als Gegenwart erleben, fortsetzt – nicht ohne uns als Mit-Schöpfer, die mit Verantwortung dafür tragen, wie diese Welt in ihren zukünftigen Augenblicken aussehen wird. Wir müssen uns klar darüber werden (jeder als Einzelner!), was wir wollen, dass es in der Welt sein soll; was uns wert ist, dass es Wirklichkeit werde. Beim Vollbringen mögen uns tausend Hindernisse entschuldigen, für das Wollen tragen wir als Einzelne die uneingeschränkte Verantwortung. Nicht alles, was ich will, ist realisierbar, aber nur im Kraftfeld des Wollens ergreife ich mit ganzer Seele das Mögliche und lasse es, soweit es nur irgend geht, Realität werden. Mit anderen Worten: Wo die Kraft fehlt, gegen das unmöglich Erscheinende anzuwollen, wird nicht einmal das Mögliche erreicht. Resignation ist hier zugleich Ursache und Folge. Dies gehört nicht mehr in den Bereich der Naturwissenschaft, ist aber letztlich viel wichtiger als diese.
Zurück zur Natur: Wir finden die Welt (und uns selbst als Selbst) schon (funktions)fertig vor und versuchen mühsam, sie mittels unseres Verstandes zu verstehen, zu interpretieren und zu imitieren. So verwies der Hirnforscher Ernst Pöppel kürzlich in einem Vortrag der Tele-Akademie des Südwestfunks nachdrücklich auf die Tatsache, dass nicht der Computer das Modell für unser Gehirn abgibt, sondern genau umgekehrt unser Gehirn das unerreichte Modell für den Computer darstellt.
Die Vernunft vernimmt darüber hinaus mehr: Sie erkennt die Grenzen des Verstandes und erahnt ein Umgreifendes, ohne das all unser partielles Wissen sozusagen in der Luft hängen würde. Das große Ereignis der menschlichen Vernunft ist, dass hier der lebendige und Leben schaffende Geist zum Bewusstsein seiner selbst kommt und wirkt, nicht aber eigentlich hervorgebracht wird. Bewusstsein ist so etwas wie der Widerschein des Geistes, der uns erhellend Denken und Fühlen in der kalten Nacht des bloßen Seins überhaupt erst ermöglicht.
Auch führende Hirnforscher (wie z.B. John C. Eccles) stellen die Frage, ob das Gehirn den Geist oder der Geist sich das Gehirn geschaffen hat. Dabei wäre dann das Gehirn so etwas wie ein „Empfangsgerät“. Ein Beispiel, das klar werden lässt, was damit gemeint ist: Das Auge bringt ja auch nicht das Licht hervor, das es sieht, auch wenn wir hier ichbezogen vom „Augenlicht“ sprechen (allerdings wird das Licht mit all seinen Farbwirkungen erst dadurch zur subjektiven Realität, dass es auf unserer Netzhaut Impulse auslöst, die im Gehirn verarbeitet werden). Vielmehr hat das Licht das Auge „provoziert“, hervorgerufen. Denken Sie an Goethes Wort: „Wär nicht das Auge sonnenhaft, wie könnten wir das Licht erblicken?“(8) [Nachdem ich diese Sätze geschrieben hatte, fand ich bei der Zitatquellensuche an gleicher Stelle bei Goethe noch die folgenden ähnlichen Aussagen: „Das Auge hat sein Dasein dem Licht zu danken. Aus gleichgültigen tierischen Hülfsorganen ruft sich das Licht ein Organ hervor (…) Jene unmittelbare Verwandtschaft des Lichtes und des Auges wird niemand leugnen; aber sich beide zugleich als eins und dasselbe zu denken, hat mehr Schwierigkeit. Indessen wird es fasslicher, wenn man behauptet, im Auge wohne ein ruhendes Licht, das bei der mindesten Veranlassung von innen oder von außen erregt werde.“ Diese intuitive Sicht Goethes erfährt eine erstaunlich parallele Sichtweise in der Wheeler-Feynman-Absorber-Theorie in der Quantenphysik. Nach dieser erregen im Auge auftreffende Lichtquanten dort Elektronen in Resonanzstrukturen, und dabei werden von diesen Elektronen auch aus dem Auge heraus „Angebotswellen“ und „Bestätigungswellen“ zur Lichtquelle gesendet.] Wir alle wissen, dass die Augen nur einen kleinen Ausschnitt des gesamten Lichtspektrums wahrnehmen können (und dieser Ausschnitt ist bei verschiedenen Lebewesen verschieden gelagert). Ebenso dürfte sich in unserem Gehirn, dem Wahrnehmungsorgan für Geist, nur ein kleiner Ausschnitt des im Kosmos wirkenden Geistes widerspiegeln. Gerade auch unsere Naturwissenschaft erfasst ja nicht die Natur, sondern eben nur, was wir von ihr wissen. Solange sich unsere Gehirne nicht weiterentwickeln, wird uns wohl verborgen bleiben, was die Welt im Innersten zusammenhält. Die höchste Erkenntnis ist hier zu wissen, dass wir nichts wissen (können!).
Diese sokratische Einsicht ist nicht neu. Nikolaus von Kues (1401-1464) sagt in seiner Docta ignorantia: „Nichts Vollkommeneres kann dem Menschen, auch dem Gelehrtesten in seiner Wissensweise (doctrina) geschehen, als dass er im Nichtwissen selber, das ihm eigen ist, als der Wissendste gefunden werde; und um so wissender (doctior) wird er sein, je mehr er sich als den Nichtwissenden (ignorantem) wissen wird.“(9) Und nochmals Goethe: „Derjenige, der sich mit Einsicht für beschränkt erklärt, ist der Vollkommenheit am nächsten.“(10) Bis heute hat sich daran trotz der ungeheuren Wissensflut aller Wissenschaften nichts geändert: Je mehr wir wissen, desto größer werden unsere Fragen.
Ob dies auch für den sich in uns offenbarenden ethischen Geist gilt, diese Problematik möchte ich zwar ansprechen, aber hier dahingestellt sein lassen. Dazu wäre ja auch einiges von Schweitzers Philosophie her zu sagen. Als eine Möglichkeit, den Dualismus zu überwinden, möchte ich als offene Frage in den Raum stellen, ob nicht auch der Geist, der sich in uns als ethischer offenbart, sich letztlich doch als höchste Zweckmäßigkeit im Geist des Weltganzen erweist, wenn wir einmal unsere kurzsichtige anthropozentrische Sichtweise aufzugeben bereit sind und zu kosmischem Bewusstsein gelangen. Oder zeigt sich in solchen Aussagen nicht bloß unsere Sehnsucht nach Sinn, die uns zu Projektionen aufs unmittelbar nicht erfahrbare Weltganze (Makro- wie Mikrokosmos) treibt, damit wir den unerträglichen Gedanken verdrängen, vielleicht doch nur „Zigeuner am Rande des Universums“ zu sein, das für unsere Musik taub ist und gleichgültig gegen unsere Hoffnungen, Leiden und Verbrechen, wie der französische Biochemiker Jacques Monod 1970 in „Zufall und Notwendigkeit“ schrieb?
Muss uns nicht jede Zweckmäßigkeit im Geist des Weltganzen verborgen bleiben? Oder ist das, was wir damit benennen, gar nichts statisch Festgelegtes und wir wirken unbewusst in jedem Augenblick unseres Seins – positiv wie negativ – an deren inhaltlicher Bestimmung mit? Dann wären wir Mit-Schöpfer und Mit-Zerstörer zugleich, und in unserem Wollen würden sich Außen- und Innenansicht der Welt (Welt- und Lebensanschauung) berühren und wechselseitig Realität mitbestimmen. Unser Wollen als Feld von Potentialitäten, deren Realwerdung mitentscheidet (nicht entscheidet!), wohin die Reise geht?! Also doch Teleologie in dem Sinne, dass das Ziel sich auf und durch den Weg erst ergibt?!
Wieder ist es die Quantenphysik, die diesen Ansatz unterstützt. Während eines Seminars in Princeton bei John Wheeler sagte Einstein: „Wenn eine Maus das Weltall anschaut, ändert das den Zustand des Weltalls.“(11) G. S. Chew (Leiter Institute Physik, Berkeley-Laboratorien, Universität Californien): „Alles im Universum ist verbunden mit allem anderen in einem totalen Gewebe wechselseitiger Wirkungen.“(12) Ilya Prigogine (belgischer Chemiker und Nobelpreisträger): „Erstaunlich ist, dass jedes Molekül weiß, was die anderen Moleküle zur selben Zeit und über makroskopische Entfernungen hinweg tun werden.“(13) Und nochmals Hans-Peter Dürr (Direktor des Max-Planck-Institutes für Physik und Astrophysik in München): „Was im nächsten Moment passiert, ist aber gar nicht eindeutig festgelegt, weil es aus dem Zusammenspiel von allem entsteht, was es gibt. (…) Was hier abläuft, ist vielmehr ein Zusammenspiel von allem, was das Universum eigentlich ausmacht. Und deshalb kommt man in der Quantenmechanik zu der Vorstellung, dass die Welt eigentlich immer ein Ganzes ist.“(14)
Ebenso wie Gravitation lässt sich Geist nicht herausfiltern oder in der Art wie ein chemisches Element in einer Substanz nachweisen. Auch nicht in der Musik. Geist im menschlichen Bereich ereignet sich im Vollzug, im Hören, in der Kommunikation … oder er ereignet sich eben nicht, bleibt aus. Dies ist ein Unterschied zur Gravitation: Der Geist, der in uns wirkt und zum Bewusstsein kommt, ist nicht verfügbar, nicht zu zwingen. Er schenkt sich sozusagen selbst … oder auch nicht. So ist z.B. die Epiklese, die Herabflehung des Heiligen Geistes in der Eucharistie, ein Akt der Demut: Man muss sich öffnen und um ihn bitten, er lässt sich eben auch nicht durch eine magische Zauberhandlung oder -formel herbeizwingen.
Sie alle kennen das geflügelte Wort: „Der Geist weht [wörtlich ,geistet‘], wo er will.“ Es findet sich bei Johannes 3, 8. Für Geist steht hier auch manchmal „Wind“, was übersetzungsbedingt ist. Im Urtext finden wir hier das griechische Wort pneuma (??????), das beides bedeuten kann, was sehr bezeichnend ist. [Der Wissenschaftstheoretiker Max Jammer hat gezeigt, dass der physikalische Feldbegriff eine Formalisierung der Grundvorstellung des antiken Pneuma ist.] Auch im Hebräischen hat das Wort RUACH zumindest zwei Bedeutungen: Wind und Geist. So übersetzt Martin Buber den bekannten Anfang des Schöpfungsberichtes Gen. 1, 2: „Finsternis lag über Urwirbels Antlitz. Braus Gottes schwingend über dem Antlitz der Wasser.“ (Statt: „… der Geist Gottes schwebte über den Wassern.“). Ein Wort für Geist und Wind: Wie der Wind, ein flüchtiges Element, weht der Geist, wo er will. Man sieht ihn nicht, man fasst ihn nicht bei allem Haschen nach Wind, aber man spürt seine Wirkung, ohne sein „Wesen“ zu kennen.
Auch die Luft, die das Gebläse in die Orgel bläst, nennt man in der Fachsprache „Wind“. Die Orgel ist ihrem Wesen nach wörtlich ein „pneumatisches“ Instrument. Diejenige Trakturart, die mittels Luft die Kraftübertragung von der Taste zum Pfeifenventil besorgt, heißt im Fachjargon „Pneumatik“. (Sie ist allerdings trotz des „geistvollen“ Namens vom künstlerischen Standpunkt her nicht zu empfehlen.)
Die Musik selbst ist dem Geist verwandt. Sie breitet sich aus als Tonwelle in der Luft (Wind). Sie ist unsichtbar und als eine Zeitkunst flüchtig. Man erfährt aber ihre Wirkung, wenn man dafür offen und empfänglich ist. Nur dann schenkt auch sie sich selbst als geistige Offenbarung. So kann beim Musikhören der Augenblick scheinbar verweilen und subjektiv der Zeitfluss bis zum Stillstand verformt werden.
Derjenige, der Musik komponiert, sollte „inspiriert“ sein. Ebenso der, der sie vermittelt, interpretiert, sonst kann er sie nicht zum Leben erwecken. „Inspiration“: das bedeutet wörtlich „Einhauchung“, inspirare heißt atmen (diesen Zusammenhang sollte man sich als Interpret, der auf Inspiration hofft, immer bewusst machen!). Auch hier also das Bild von „Hauch“, „Atem“, was ja auch eine Form von „Wind“ ist. Wieder muss man an die Schöpfungsgeschichte denken: „Da bildete Gott der Herr den Menschen aus Erde vom Ackerboden und hauchte ihm Lebensodem in die Nase; so war der Mensch ein lebendes Wesen.“ (Gen. 1, 7) Der Geist wird hier als das Verlebendigende, Lebendigmachende schlechthin verstanden. Umgekehrt: Wenn wir sterben, hauchen wir den Geist wieder aus. Hierzu fällt mir ein Ausspruch des bereits erwähnten Kernphysikers Hans-Peter Dürr ein: „Was der Theologe ‚Atem Gottes‘ nennt, ergänzt sich im Prinzip mit einer Grundstruktur, die auch in der naturwissenschaftlichen Beschreibung auftritt. Für die Quantenphysik gibt es eine immaterielle Grundstruktur. Meiner Auffassung nach gibt es das Immaterielle in der Gegensetzung zum Materiellen gar nicht. Denn alles ist sozusagen ‚Atem Gottes‘. Man könnte das Materielle so beschreiben, dass Teile dieses Atems anfangen zu erstarren und so das Unbelebte bilden. Aber das Wesentliche ist immer das, was ‚Atem‘ genannt wird.“(15)
Gerade bei der Inspiration zeigt sich auch eine schöpferische „Nachtseite des Geistes“. Damit spreche ich seelische Bereiche und psychologische Dimensionen an, die vor dem Einsetzen der Logik oder des Bewusstseins eine Rolle spielen. Dort finden wir im Dunkeln Quellen, die neben denen der Rationalität existieren und vor ihnen in uns sprudeln. Sie spielen in der Kunst eine große Rolle, aber auch bei der Erkenntnisgewinnung in den, ach, so nüchternen und rationalen Naturwissenschaften, wie sich durch viele Beispiele belegen ließe. Schöpferische Prozesse kommen dem Schaffenden nicht immer voll zum Bewusstsein. Er ist dann nicht der Macher, sondern der Empfangende, der weitergibt. Oft können Sie die Erfahrung machen, dass, wenn Sie einen Künstler nach der „Bedeutung“ seines Werkes fragen, Sie bald wünschten, dass er wieder schwiege, sobald er den Mund aufmacht. Er hat ja als Medium seiner Sprache sein Kunstwerk gewählt, das für sich selbst sprechen soll. In der Musik könnte man mit Jesus sagen: „Wer Ohren hat zu hören, der höre.“ Basta! Das Kunstwerk (wie auch das Gleichnis) legt sich selbst aus, spricht für sich … oder gar nicht. Auf banalerer Ebene: Ein erklärter Witz ist kein Witz mehr.
Wenn ich nachher für Sie spiele, spielen sich dabei geistig-seelische Prozesse ab (man beobachte die Formulierung!), die ich mittels meiner Hände und Füße „ins Werk setzen“ muss. Aber diese komplizierten Abläufe steuere ich nicht mehr nur bewusst. Ja, ein Zuviel an bewusster Aufmerksamkeit würde geradezu störend wirken. Der Seiltänzer stürzt ab, wenn er denkt; der Tausendfüßler kann dann nicht mehr gehen.
Geist ist also mehr als Bewusstsein, Rationalität und Intelligenz. Ein „geistvoller“ Mensch ist eben kein trockener Rationalist, er ist ein Mensch mit Esprit, und „esprit“ heißt im Französischen auch „Witz“.
Das deutsche Wort Geist hat indogermanische Wurzeln und bedeutet im Gotischen und Westgermanischen Erregung, Ekstase. Jemand, der „vor Geist sprüht“, ist in einer gehobenen Verfassung. Be-geisterung spielt hier eine Rolle. Denken wir an das Pfingstereignis (auch hier ist die Rede von Brausen und gewaltigem Wind). Die Ekstase war so groß, dass einige über die vom Geist Ergriffenen spotteten: „Sie sind voll des süßen Weines.“ [Nicht umsonst spricht man ja auch von „Spirituosen“.] Das Wirken des Geistes an Pfingsten war kommunikationsfördernd. Sprachbarrieren wurden überwunden. Das Gegenstück hierzu ist die babylonische Sprachverwirrung.
Exkurs: „im Geiste von“ bei Albert Schweitzer
Etwas nicht wie, sondern „im Geiste von“ jemandem tun, spielt bei Albert Schweitzer eine große Rolle. Im Geiste Jesu handeln, im Geiste Silbermanns eine Orgel restaurieren oder konzipieren, im Geiste Bachs eines seiner Werke interpretieren.
Was er damit meint, scheint mir am deutlichsten zu werden in seinem Buch „Die Mystik des Apostels Paulus“. Nicht umsonst nennt er Paulus den „Schutzheiligen des Denkens“, womit er das eigene schöpferische Denken meint, das selbstbewusst neben historische Autoritäten tritt. Nach Schweitzer (und nicht nur nach Schweitzer!) ist für Paulus nicht der Jesus „im Fleische“ und dessen zu seinen Lebzeiten vorgetragene Lehre Quelle der Erkenntnis und Basis seiner Autorität, sondern der gestorbene und auferstandene Christus, der sich ihm „im Geiste“ offenbart. „Was ihm durch den Geist Christi offenbar wird, gilt ihm als ein von Christo empfangenes Wort.“ (S. 170) „Wären wir nur auf ihn angewiesen, wüssten wir nicht, dass Jesus Gleichnisse geredet, die Bergpredigt gehalten und die Seinen das Vaterunser gelehrt hat.“ ((171) „Weil er die Konsequenzen aus der veränderten Weltzeit zieht [gemeint ist die Parusieverzögerung], kommt Paulus in die Lage, in der Lehre schöpferisch neben Jesus auftreten zu müssen. (…) Er fällt nicht von ihm ab, sondern setzt seine Verkündigung in sinngemäßer Weise fort.“ (115) Dies geht ziemlich weit: Laut Schweitzer „gelangt Paulus (…) zu Behauptungen, die Jesus fern lagen.“ (116) Dies besagt, dass Paulus „denkerisch“ und nicht historisch-wissenschaftlich mit seinem Stoff umgeht: Der Geist ist’s, der da lebendig macht und nicht der tote Buchstabe der Überlieferung. Bei Pinchas Lapide lesen wir dazu: „Von den 82 Zitaten, die Paulus aus seiner hebräischen Bibel bringt, stimmen 30 mit der Septuaginta-Übersetzung überein; 36 weichen beträchtlich von ihr ab; 12 Zitate weisen wesentliche Sinnveränderungen auf; der Rest besteht aus äußerst freien Paraphrasierungen, die kaum dem Sinn, geschweige denn dem Wortlaut des Originals entsprechen. Für sie gilt wohl das Pauluswort: ‚Alle sind sie abgewichen‘ (Röm. 3, 12).“(16) Der katholische Theologe Joseph Blank bemerkt hierzu: „Würde ein heutiger Experte mit der Schrift so umzugehen wagen wie Paulus mit dem AT, dann wäre er wahrscheinlich wissenschaftlich und kirchlich erledigt.“(17)
Auch Schweitzer ist nur sekundär an historischer Authentizität interessiert. In seinen Jugenderinnerungen finden wir die Geschichte vom Juden Mausche, der von der Dorfjugend verhöhnt wird und dabei freundlich und gelassen bleibt. Dazu Schweitzer: „Es ging das Gerücht, er sei ein Wucherer und Güterzerstückler. Ich habe es nie nachgeprüft. Für mich ist er der Mausche mit dem verzeihenden Lächeln geblieben, der mich noch heute zur Geduld zwingt, wo ich zürnen und toben möchte.“(18) Mausche löste etwas aus, das eine geistige Kraft in Schweitzer wurde. Der „historische“ Mausche, der Mausche „im Fleisch“, war für Schweitzer weniger wichtig und hat nie erfahren, was er für ihn bedeutete.
Über seinen Umgang mit historischen Persönlichkeiten äußert sich Schweitzer an anderer Stelle: „Keine Persönlichkeit der Vergangenheit kann durch geschichtliche Betrachtungen oder durch Erwägungen über ihre autoritative Bedeutung lebendig in die Gegenwart hineingestellt werden. Eine Beziehung zu ihr gewinnen wir erst, wenn wir in der Erkenntnis eines gemeinsamen Wollens mit ihr zusammengeführt werden, eine Klärung, Bereicherung und Belebung unseres Willens in dem ihrigen erfahren und uns selbst in ihr wiederfinden.“(19)
Auch beim Predigthören ist für Schweitzer nicht das genaue Verstehen des Gesagten, sondern das, was dadurch ausgelöst wird, das Entscheidende: „Die Predigt ist eine Melodie, die in einer Seele eine neue Melodie weckt, die nun selbständig erklingt [Resonanz!]. Was du für dich denkst bei der Predigt, was du in deinem Innern dir selbst predigst, das ist die Hauptsache.“(20)
Wenn Schweitzer von der „Restaurierung“ einer schönen alten Orgel redet, hat dieser Begriff nichts mit dem zu tun, was wir heute darunter verstehen. Bedenkenlos lässt er ändern und ergänzen: So erhielt zum Beispiel die aus dem 17. Jahrhundert stammende Schnitger-Orgel in St Jakobi in Hamburg auf sein Anraten einen Schwellkasten, der erst im 19. Jahrhundert aufkam und den Schweitzer sehr schätzte. In den vergangenen Jahren wurde diese Orgel dann nach dem heutigen Verständnis von Restaurierung für einige Millionen DM in den „Urzustand“ zurückgeführt, in dem sie seit ihrer Erbauung nie mehr war. Harald Schützeichel hat es treffend gesagt: „…unter einer idealen ‚Bach-Orgel‘ versteht Schweitzer weder ein Instrument, das so gebaut ist wie die Orgeln zur Zeit Bachs, noch eines, das Bach selbst für seine Werke als Vorbild vorschwebte, sondern allein jenes Instrument, auf dem Bachs Werke in der von Schweitzer als ideal empfundenen Weise gespielt werden können.“(21)
Damit glaubt Schweitzer „im Geiste Bachs“, der ihm ein „Prophet im Geiste“ ist, zu handeln, wie folgendes Zitat belegt: „(…) wie froh wäre Bach gewesen, wenn er auf seinem dritten Klavier das piano durch Abdämpfen der Stimmen, wie solches durch den Jalousieschweller möglich ist, noch weiter hätte fortführen können! Wer dieses Mittel im großen (…) Zwischen-[teil] der a-moll-Fuge nicht anwendet (…), versündigt sich geradezu an Bach.“(22) An historischen Aufführungspraktiken war Schweitzer wenig interessiert, obwohl er mehr Kenntnisse davon hatte, als man manchmal annimmt [wäre eine eigene Untersuchung wert]. Er und Widor verstanden sich als Erben der „authentischen Bach-Tradition“ (über Hesse, Lemmens usw.). Dieses Bewusstsein war ihnen nicht der Ausgangspunkt, zurück zu Bach zu gehen, sondern von da aus in unsere Zeit. Sie fühlten sich sozusagen berufen, „Testamentvollstrecker im Geiste Bachs“ zu sein, und zwar weniger im historischen als vielmehr im ästhetischen Sinn. – Schweitzer wollte Bach nicht wie Bach spielen (was auch kaum möglich ist), sondern so, wie er Bach im Innern erlebte, und dies nennt er „im Geiste Bachs“. So wird Bach durch ihn, Schweitzer, lebendig für die Gegenwart.
Sehr aufschlussreich ist ein Satz Schweitzers in einer Vorstudie zu „Zur Diskussion über Orgelbau“: „So tritt jeder Organist sich selbst überlassen für das Instrument ein, dessen Idee in ihm liegt und dem Wesen seiner künstlerischen Persönlichkeit entspricht.“(23) Klugerweise hat Schweitzer diesen Satz nicht in die Druckfassung übernommen, auch wenn (oder gerade weil) er sehr Wahres aussagt, auch über ihn selbst. Zu entlarvend für die eigentliche Basis seines künstlerischen Handelns wäre er gewesen. Auch wollte er die anderen keineswegs „sich selbst überlassen“, sondern an die Hand nehmen und nicht selten gängeln [hier gibt es Gegenbeispiele, aber auch genügend Beispiele]. Denn er wusste, wo es nach seiner Meinung lang gehen sollte. Etwas weniger positiv könnte man das „im Geiste von“ auch als Deckmantel zur Verschleierung der ureigenen Absichten und als deren historischen Legitimierungsversuch interpretieren, nachdem paradoxerweise Schweitzer gerade eben noch die Bezugsperson als rein historische Autorität zu demontieren versucht hatte.
Alles Epigonenhafte, archaistische Tendenzen und Historizismus lehnte Schweitzer ab. Nicht um die Wiederbelebung oder gar Nachahmung historischer Ideale ging es ihm, sondern um die Schaffung neuer Ideale für seine Zeit, durch eigenschöpferisches geistiges Ringen aus der Vergangenheit und Gegenwart für die Zukunft gewonnen. Persönlichkeiten der Vergangenheit dienen ihm hierbei nur als Katalysatoren, nicht als zu kopierende Vorbilder. Der Glaube an die schöpferische Kraft des eigenen Geistes gibt ihm den Mut, selbständig neben historische Größe zu treten und den Faden der Geschichte in der Gegenwart weiterzuspinnen. Das heißt für ihn handeln „im Geiste von…“. Dies ermöglicht ihm, schöpferisch zu sein bei gleichzeitiger Wahrung des geschichtlichen Kontinuums.
So weit unser Exkurs zu Albert Schweitzer
Weiter vorn sagte ich: Geist im menschlichen Bereich ereignet sich im Vollzug, im Hören, in der Kommunikation. Dies lässt sich am Beispiel der Musik besonders gut verdeutlichen. Ein Musikstück entsteht im Kopf des Komponisten, der einen Einfall, eine Inspiration fühlend erlebt und denkend durchkonstruiert. Um es mitzuteilen und reproduzierbar zu machen, muss er es zu Papier bringen. Hierbei materialisieren sich sozusagen seine musikalischen Gedanken in einer Substanz (Bleistift, Tinte, Druckerschwärze) auf Papier. Die Anordnung dieser Substanz geschieht nach einem Code, den der Kundige wieder entschlüsseln und zu Musik werden lassen kann (der sehr Kundige kann dies sogar ohne instrumentale Hilfsmittel, rein als Vorstellung in seinem Kopf). Damit ist bereits über Raum und Zeit hinweg eine Beziehung zum Komponisten hergestellt.
Der Interpret wird beim Entschlüsseln des Codes (der Noten) veranlasst, gewisse Körperteile so in feinmotorische Bewegung zu versetzen, dass durch ein Instrument (bei Sängern der Mensch selbst) die Luft in entsprechende Tonschwingungen versetzt wird. Diese immateriellen Schallwellen lösen in unserem Gehör Reaktionen aus, die wiederum eine codierte Botschaft enthalten. Je nach Musikalität ist unser Gehirn dann in der Lage, den Code zu knacken und ein musikalisches Erlebnis daraus entstehen zu lassen, das etwas von dem vermitteln soll, was sich der Komponist vorgestellt hat. Dem Interpreten als Vermittler kommt dabei eine wichtige Rolle zu: Bereits bei ihm müssen „Hirn“ und „Herz“ mitschwingen, wenn beim Hörer eine Resonanz in Geist und Seele geweckt werden soll, und das ist doch das Wesentliche bei dem ganzen Vorgang!
Heute können wir den Tonschwingungen, die ein Musikstück bilden, quasi „einfrieren“ auf Tonträgern … und sie beliebig oft wieder „auftauen“. Was beim Live-Erlebnis noch als hinreißender Affekt einmalig wahrgenommen wurde, kann beim x-ten Hören aus der Konserve leicht zum lästigen Effekt verkommen (vielleicht müssen Studio-Aufnahmen deshalb oft so steril, „nur richtig“ sein!?). Durch Aufnahmetechnik können auch bewusst Effekte erzielt werden, die live nicht möglich wären. Aber nichts darf uns darüber hinwegtäuschen, dass eine noch so perfekte Tontechnik nichts an der geistigen Substanz einer Komposition oder Interpretation ändern kann.
Betrachten wir nun, was an unserem Musikstück wirklich materiell „greifbar“, gegenständlich ist. Etwa die Druckerschwärze auf dem Papier oder die Rille auf der Schallplatte. Wenn wir nun die Druckerschwärze einer chemischen Analyse unterziehen und die Rille mit Lupe und Mikroskop studieren, alles exakt wissenschaftlich, glauben Sie, dass wir uns dann dem Verständnis der Musik, was sie uns sagen will (also dem eigentlich Wesentlichen!) nähern? Schon die Druckerschwärze an sich ist ja gar nicht wichtig, es ist ihre Anordnung, ihre Verteilung auf dem Papier, ihre Struktur als Code. Bei der Rille ist es ähnlich. – Gleiches gilt entsprechend für andere Bereiche, z.B. auch für diesen Vortrag.
Das rein Materielle ist also nur so etwas wie Transportmittel für das Geistige, das sich als ästhetisches Erlebnis, als Betroffenheit in mir manifestiert. Dies ereignet sich aber nur, wenn ich mich öffne und auf Kommunikation mit dem Interpreten und Komponisten durch das Medium Musik einlasse. Anders als im ganzheitlichen Vollzug, im Hören, ist dies überhaupt nicht möglich.
Dass „Geist“ nicht nur, aber auch in zeitgenössischer Musik zu finden ist, das wollen wir uns nun erlebend vergegenwärtigen. Etwas so Flüchtiges wie Geist braucht ein „Gefäß'“, um sich darin zu sammeln. Ein solches Gefäß kann Musik – auch die moderne – sein. Ich wollte zunächst alles Einengende wegräumen und allgemein einen Horizont öffnen, der vielleicht empfänglicher macht auch für den Geist in der Musik und besonders der zeitgenössischen, denn diese braucht kosmische Offenheit. Sie ist Aufbruch aus Gewohntem in neue Sphären.
Ein Mensch, der gerne Musik hört und „weiter nichts davon versteht“, erlebt bereits ein ästhetisches Verstehen im Ursinn des griechischen Wortes aisthanomai (??????????) = sinnlich wahrnehmen. Diese ästhetische Wahrnehmung hat jedoch ihre Vorbedingungen in der Geschichte, im Kulturkreis, in der sozialen Umgebung, in der wir aufwachsen, und nicht zuletzt auch im Ich-Verständnis der einzelnen Person. Schon daher ist es barer Unsinn anzunehmen, dass ein harmonischer Dreiklang per Naturgesetz die Harmonie der göttlichen Schöpfungsordnung oder gar noch die Trinität persönlich darstellt. Ein Merkmal zeitgenössischer Musik ist oft gerade die Emanzipation der Dissonanz, und diese kann einen ebenso großen ästhetischen Reiz haben wie eine Konsonanz. Bei traditioneller Musik hören wir innerlich sozusagen schon voraus, und je mehr unsere Hörerwartung erfüllt wird, desto heiler erscheint uns die musikalische Welt, in die man sich flüchten kann. Je mehr eine Musik dieses Heile-Welt-Bedürfnis erfüllt, desto mehr ist sie eigentlich eine Musik zum Weghören statt zum Hinhören: Unterhaltungsmusik, Backgroundmusik. Die zeitgenössische Musik zwingt dagegen zum Hinhören – oder zum Abschalten, weil sie stört, da unsere unbewusste Hörerwartung ständig enttäuscht wird, und das ist’s, was wehtut. Dabei hatte ja auch die ältere Musik für ihre Zeitgenossen solche „Härten“ (über einige Streichquartette von Mozart hieß es, man müsse mit Eisen gepanzerte Ohren haben, um sie zu ertragen!). Wenn wir in dieser Musik heute fälschlich eine Idylle erleben, liegt dies an unseren heutigen Ohren, die inzwischen eine ganz andere Hörerfahrung durchgemacht haben und das Ungeheure dieser Musik gar nicht mehr als ungeheuer empfinden.
Der Musikwissenschaftler Hans Heinrich Eggebrecht schreibt in seinem großartigen letzten Buch „Musik im Abendland“: „Tatsächlich lässt sich die ästhetische Schönheit und Größe von Musik nicht (oder nur sehr begrenzt) durch beschreibende und erklärende Sprache plausibel machen: Die Musik will und kann das nur durch sich selber tun. Und selbst wenn wir auf dem ästhetischen Weg erfahren haben, dass Musik schön und groß ist, lässt sich dasjenige, was ihre Schönheit und Größe ausmacht, nicht sprachbegrifflich erfassen und beweisen: Wann immer wir über sie sprechen, schreiben und lesen, indem wir analysierend und deutend zu verstehen suchen, wie sie gemacht ist und was sie ausdrückt, setzen wir ihren durch Erfahrung gewonnenen ästhetischen Wert voraus.“ (S. 720 f.) Auf einem Seminar in Karlsruhe sagte Eggebrecht einmal nach dem Anhören von Karlheinz Stockhausens „Gesang der Jünglinge im Feuerofen“: „Wenn Sie die Schönheit einer zeitgenössischen Komposition nicht wahrnehmen, dann liegt das nicht an der Musik, sondern an Ihnen!“ So gibt es auch nur eine Möglichkeit, moderne Musik zu verstehen: durch die Erfahrung, die Eingewöhnung (Vorsicht: man gewöhnt sich an alles!), eben durch Zuhören, also im Vollzug, auch wenn selbst Eggebrecht zugesteht, dass man die ästhetische Erfahrung animieren und fördern, das ästhetische Verstehen vertiefen und bereichern kann durch erkennendes Verstehen, Bedenken, Beschreiben und Erklären von Musik. Dies will ich nun noch versuchen.
Musikbeispiele vom Tonband zum Programm meines Orgelkonzertes
Alle Musikbeispiele haben etwas gemeinsam, das Ihnen den Zugang erheblich erleichtert: Den Zellkern bilden bekannte (und hoffentlich auch vertraute) Choralmelodien, um die herum sich Neues kristallisiert. Es sind die uralten Hymnen zu Advent und Pfingsten, „Nun komm, der Heiden Heiland“ und „Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist“ (die auch inhaltlich zu unserem Thema passt), sowie der alte Passionschoral „O Haupt voll Blut und Wunden“ (gleich zweimal unter Einbeziehung des Bachschen Choralsatzes). Ich führe Sie gleichsam auf den Trampelpfaden der (Hör-)Gewohnheit durch eine vertraute Welt, die Sie aber in neuer Beleuchtung plötzlich ganz anders, intensiver, wie am ersten Tag erleben. Sie müssen hinhören und staunen wie ein Kind! Immer wieder aufs neue müssen wir uns die Welt unvertraut werden lassen, innerlich „leer“ werden für Neues, damit wir nicht verkrusten und erstarren in Gewohntem, damit wir lebendig und offen bleiben für neue kreative Perspektiven, unter denen sich die alte Welt täglich neu schenkt. Dafür trägt auch die moderne Musik eine große Verantwortung – sie ist mitverantwortlich für den geistigen Zustand der Welt, wie überhaupt die Musikpflege mindestens so wichtig ist wie Hege und Pflege der Natur. Beide, Musik und Natur, bedürfen unseres Schutzes.
Gerade auch die Kirchenmusik sollte ihre Verantwortung erkennen und mithelfen, kirchliche Strukturen, in denen sich auch gerne engstirnige Spießer- und Funktionärsmentalität einnisten, aufzubrechen und vor geistiger Verfilzung, Verkrustung und Verarmung bewahren zu helfen, damit auch in der Kirche die Rede vom Heiligen Geist als Schöpfer nicht zur hohlen Phrase verkommt. Das geschieht aber ganz gewiss nicht, indem die Kirche ihren unermesslichen Reichtum an musikalischen Kulturgütern (einschließlich der Moderne) leichtfertig preisgibt und diesen, sich anbiedernd, gegen etwa trivialen Sacropop eintauscht, bzw. gegen seichte Gebrauchsmusik oder nichtssagende Background-Weghörmusik, die den einzigen Vorteil hat, nicht zu „stören“. Dieser „Vorteil“ erweist sich als der größte Nachteil, nimmt man Kirchenmusik auch als Verkündigung ernst: Verkündigung, die nicht „Unerhörtes“ zur Sprache bringt, drischt leeres Stroh. [Analog: Wer in den ersten Nachkriegsjahrzehnten des Wirtschaftswunders seine soliden handwerklichen Möbel verheizte und durch damals moderne Sperrholz- und Pressspanfabrikware ersetzte, die das solide Handwerk ruinierte, der handelte zwar angepasst, up-to-date, aber sicherlich nicht wirklich weitblickend fortschrittlich. Als man sich schließlich des Verlustes bewusst wurde, setzte eine nostalgische Jagd nach Antiquitäten ein, die erneut alle Kreativität erstickte.] – Auch in dieser Hinsicht will meine Auswahl der Musikstücke ein Zeichen setzen: Altes Liedgut wird hier weder verherrlicht noch abgeschafft, sondern in Zeitgenössisches integriert und damit aktualisiert.
Nach Hans Heinrich Eggebrecht teile ich die folgende Betrachtung ein in ästhetisches Bedeuten (unmittelbar verständliche rein musikalische Aussage) und in symbolisches Meinen (verabredete Symbolik, die man wissen muss, um sie zu erkennen und zu verstehen).
- Partita „Komm, Gott Schöpfer, Hl. Geist“ (Rainer Noll gewidmet) von Dick Troost, geb. 1949 in Marknesse/Holland. Nach dem Studium an der Musikhochschule in Utrecht wirkte er als Dozent für musiktheoretische Fächer an der Musikhochschule in Tilburg (Nord-Brabant) sowie als Kantor und Organist der Evang.-Luth. Kirche in Den Haag. Zurzeit ist er Dozent an der Stichting Musikschule in Ede und Kantor der dortigen Lutherischen Kirche. Preisträger verschiedener Orgelimprovisations- und Kompositionswettbewerbe. Bekannt durch Konzerte, Rundfunk-, Fernseh- und Schallplattenaufnahmen in vielen Ländern.
Aufnahme: Schallplatteneinspielung durch den Komponisten in der Luth. Kirche in Den Haag.
Ästhetisches Bedeuten |
symbolisches Meinen
|
„schwebender“ Charakter (bes. Var. 4) |
5 – Zahl (für pentêkostê, gr. = der 50. ? Pfingsten):
5 Variationen |
Quintparallelen
1. Var.: alle 12 Halbtöne kommen vor
2. Var.: 5/8-Takt (gegen 3/8 im cantus firmus!)
3. Var.: fünfstimmig
Kanon in der kleinen Unterterz zwingt zu Veränderungen der Melodie |
„Brausen“ |
5. Var.: Satzbezeichnung „con spirito“,
Pedal: c.-f.-Imitation zum c.f. im Sopran |
- Fantasie „O Haupt voll Blut und Wunden“ von Christoph Nogay, geb. 1941, seit 1969 [- 2006] Kantor der Apostelkirche Bonn-Tannenbusch.
Aufnahme: Live-Mitschnitt vom Karfreitag 1996 in St. Martin zu Kelsterbach mit Rainer Noll.Nogays Choralfantasie verbindet harmonische Melodik mit neuen Satztechniken und Stilelementen. Sie ist rondoartig aufgebaut. Formale und symbolische Bedeutung hat die Dreiteiligkeit, wie sie sich in Wiederholungen und im Aufbau der einzelnen Teile findet. Das Werk schließt nach einem meditativen Teil und der Wiederholung des erweiterten Pedalsolos mit dem notengetreuen Choralsatz „O Haupt voll Blut und Wunden“ aus Bachs Matthäus-Passion mit hinzugefügtem B.A.C.H-Monogramm am jeweiligen Zeilenende (symbolisches Meinen!). – Auf der Ebene des ästhetischen Bedeutens ist das Werk als „musikalische Dornenkrone“ unmittelbar verständlich.
- Die letzten drei Stationen des „Kreuzweges nach Holzschnitten von HAP Grieshaber“ von Wolfgang Wiemer, geb. 1934, studierte Schul- und Kirchenmusik in Frankfurt/Main, war Lehrer am musischen Internat in Laubach und zuletzt Hochschullehrer in Esslingen.
Aufnahme: Live-Mitschnitt vom Karfreitag 1992 in St. Martin zu Kelsterbach mit Rainer Noll.Diese kurzen Szenen fassen den Kern des Karfreitagsgeschehens zusammen. Man bedenke, dass es sich hier um eine Hinrichtung auf grausamste Weise handelt. Und dem versucht diese Musik gerecht zu werden – nicht in „schöner“, sondern „wahrer“ Expressivität. (Auf der Ebene des ästhetischen Bedeutens unmittelbar verständlich.)Station XII hat das schmerzvolle Sterben Jesu in tiefster Gottverlassenheit zum Thema. Sämtliches Tonmaterial entnimmt Wiemer dem Choralsatz „Wenn ich einmal soll scheiden“ aus Bachs Matthäus-Passion (symbolisches Meinen!). Dieser Choralsatz klingt jedoch quasi zerstört, in Klangfetzen polarisiert, die sich durch Paralleltranspositionen, gegensätzliche Artikulation und Klangfarbe stark gegeneinander abheben. Der übliche Lauf der Welt scheint durch die Hinrichtung dieses unschuldigen Gerechten namens Jesus aus den Fugen geraten zu sein.Station XIII: Jesus ist gestorben. Der Tod hat ihn von seinen Qualen erlöst. Unbändiger Schmerz bricht in wilder Zerrissenheit nun aus denen hervor, die seinen Tod miterlebt und überlebt haben. Der Leichnam Jesu wird vom Kreuz genommen und seiner Mutter, die unter dem Kreuz ausharrte, in den Schoß gelegt, aus dem er geboren worden war. Die Mutter Jesu ist untröstlich in ihrem verzweifelten Schmerz – wie alle Mütter der Welt, die den (gewaltsamen) Tod ihrer Kinder erleben müssen.
Station XIV: Jesus wird ins Grab gelegt. Alles scheint gescheitert und vergeblich gewesen zu sein. Und endgültig vorbei. Düstere Tonballungen (Cluster) wachsen bedrohlich in die Tiefe wie alles verfinsternde Gewitterwolken. Fast körperlich vermeint man Nachbeben des geschilderten Erdbebens zu erleben. Da leuchtet hoffnungsvoll der Osterchoral „Christ ist erstanden“ über allem. Aber nicht wörtlich erklingt der Choral, sondern gebrochen und verzerrt: Damit setzt Wiemer ein dezentes Fragezeichen hinter den unverbindlichen Buchstabenglauben an Ostern als ein rein historisches Faktum, dessen Faktizität als solche wiederum nicht im geringsten davon abhängt, ob jemand daran glaubt oder nicht. Die hoffende Glaubensgewissheit erweist sich als frei und unabhängig und wirkt so Befreiung und Erlösung.
- Partita „Nun komm, der Heiden Heiland“ von Augustinus Franz Kropfreiter, geb. 1936, Organist an der Bruckner-Orgel im Stift St. Florian bei Linz [? 2003].
Aufnahme: Live-Mitschnitt vom 7. Dez. 1996 in St. Martin zu Kelsterbach mit Rainer Noll, auf CD zu erhalten.Aus Zeitmangel hören wir diese Partita nicht mehr. Die Teilnehmer erhalten ein Blatt mit Melodie und Text des Chorals mit der Aufgabe, nachher im Konzert eventuell Verbindungen zwischen den einzelnen Variationen und Strophen zu entdecken.
Ich hoffe, Sie nun neugierig (statt alt-gierig) gemacht zu haben für diesen Weg der Annäherung an einige zeitgenössische Werke meines Orgelkonzertprogramms. Wenn Sie dann nachher im Konzert nur einiges wiedererkennen, ist der erste Schritt über die Schwelle des Unvertrauten schon gemacht, denn dieses Wiedererkennen von Bekanntem ist ja für manche Besucher traditioneller Konzert der höchste, weil leider auch oft einzige Konzertgenuss.
Wer Ohren hat zu hören, der höre. (Mk. 4, 9)
1 Vortrag während der Internationalen Seminartage des Albert-Schweitzer-Hauses in Günsbach/Elsaß (Thema: Heiliger Geist – Geist des Lebens – Geist der Wahrheit), gehalten am 15. März 1997
(ausgearbeitete Fassung)
2 Popper / Eccles: Das Ich und sein Gehirn, München 1982, S. 135.
3 Zitiert nach Ulrich Warnke: Gehirn-Magie, Saarbrücken 1997, S. 57 und 87.
4 Hans-Peter Dürr: Gott, der Mensch und die Wissenschaft, Augsburg 1997, S. 15.
5 Wie 4, S. 8 und 118.
6 Wie 3, S. 110.
7 Hoimar v. Ditfurth: Wir sind nicht nur von dieser Welt, Hamburg 1981, S. 270 f.
8 Goethe: Einleitung zu „Entwurf einer Farbenlehre“, Insel-TB Bd. 6, S. 381.
9 Zitiert nach Karl Jaspers: Nikolaus Cusanus, München 1987, S. 26.
10 Wie 8, S. 448.
11 Wie 3, S. 72.
12 Wie 3., S. 87
13 Wie 3, S. 86.
14 Wie 4, S. 139.
15 Wie 4, S. 139 f.
16 Pinchas Lapide: „Ist die Bibel richtig übersetzt?“ Bd. 1, Gütersloh 1986, S. 107
17 Joseph Blank:„Verändert Interpretation den Glauben?“, Freiburg 1972, S. 54, zitiert nach Lapide, wie Anm. 16, S. 108.
18 A. S.: Aus meiner Kindheit und Jugendzeit, S. 10
19 A. S.: Geschichte der Leben-Jesu-Forschung, Gesammelte Werke, Bd. 3, S. 886 (Hervorhebungen von mir).
20 Predigt 7.11.1902, zit. bei Stefan Hanheide: J. S. Bach im Verständnis A. Schweitzers, München 1990,
S. 26 (Hervorhebung von mir).
21 Harald Schützeichel: Die Orgel im Leben und Denken A. Schweitzers, Kleinblittersdorf, 1991, S. 326.
(Hervorhebung von mir).
22 A.S.: J. S. Bach, Wiesbaden 1960, S. 265.
23 Wie 21, S. 345.
Orgelkonzert am 15. März 1997, 20 Uhr, Pfarrkirche Günsbach
An der Orgel: Rainer Noll
Michael Praetorius (1571 – 1621)
„Veni, redemptor gentium“
(aus „Hymnodia Sionia, 1611, Melodie im Bass)
Augustinus F. Kropfreiter (1936[ – 2003])
Orgelpartita „Nun komm, der Heiden Heiland“
(Choral und fünf Variationen)
Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)
Fuge über das „Magnificat“ BWV 733
Christoph Nogay (geb. 1941)
Choralfantasie „O Haupt, voll Blut und Wunden“
Wolfgang Wiemer (geb. 1934)
Stationen nach dem „Kreuzweg nach Holzschnitten von HAP Grieshaber“:
XII. Jusus stirbt am Kreuz
XIII. Kreuzabnahme (Beweinung)
XIV. Grablegung
Dick Troost (geb. 1949)
Orgelpartita „Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist“
(Choral und fünf Variationen)
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847)
Sonate c-moll Op. 65 Nr. 2
Grave – Adagio – Allegro maestoso e vivace – Fuga