Am Samstag, dem 4. September 2010, richtet Rainer Noll für das Dekanat Rüsselsheim wieder eine Orgelfahrt aus.
Abfahrt: Samstag, 4.9.2010, 8 Uhr, am Stadttheater Rüsselsheim („Treff“), wo kostenlose Parkplätze vorhanden sind. Rückkehr ca. 21:30 Uhr.
Fahrt mit modernem Reisebus der Fa. Sippel, alle Eintrittspreise für Führung durch die Werkstatt der Orgelbaufirma Vleugels in Hardheim, Orgelkonzert und Führung in der Abtei Amorbach: 47 € pro Person. Die Mahlzeiten sind nicht im Preis inbegriffen, Teilnahme frei nach Belieben und Absprache (Speisekarten zur Vorbestellung werden im Bus herumgereicht).
Plan: Fahrt durch den Odenwald nach Miltenberg (Besichtigung der Vleugels-Orgel in St. Jakobus), Mittagsbrotzeit im Kloster Engelberg (mit herrlichem Ausblick über das Maintal), Werkstattführung bei der Orgelbaufirma Vleugels in Hardheim, 16 Uhr Abschlusskonzert der Orgelmasterclass von Prof. Clemens Schnorr (Münsterorganist in Freiburg) auf der Stumm-Orgel von 1782 in der Benediktinerabtei Amorbach, anschl. Abteiführung, 18 Uhr Abendessen in der nahen Gaststätte Brauerei Etzel, Rückfahrt über die Autobahn.
Die Teilnehmerzahl muss wegen der Busgröße auf 40 begrenzt werden, so dass eine Anmeldung nach Erfüllung dieses Kontingents nicht berücksichtigt werden kann. Offizieller Anmeldeschluss: 7.8.2010. Auskünfte und verbindliche Anmeldungen bei Kantor Rainer Noll.
Orgelfahrt 2010 nach Miltenberg, Hardheim und Amorbach
„Eine Orgel ist eine Orgel, ist eine Orgel“! Richtig, eine Orgel ist eine Orgel, aber wie verschieden Orgeln klingen, wie sie aussehen und wie sie sich bespielen lassen, das erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Orgelfahrt am 4. September 2010 in feinster Ausführung.Die ausgebuchte Busreise unter der Leitung von Kantor Rainer Noll, Kelsterbach, führte an den Main nach Miltenberg und Amorbach und zur Besichtigung der Orgelbaufirma Vleugels in Hardheim, das ca. 20 km von Miltenberg entfernt liegt.
Am Abend vor der Fahrt lud Rainer Noll in die Lutherkirche nach Rüsselsheim ein, um über die Geschichte der Orgel, ihren Aufbau und ihre Funktion zu informieren. Eine große Zahl der angemeldeten Orgelfahrtteilnehmer nahm die Gelegenheit wahr, um zu hören, was Register, Windladen, Klangfamilien, Pedale und anderes mehr sind; nach der Devise: Was sie schon immer wissen wollten!
Das erste Tagesziel dann am 4. September war Miltenberg am Main und die katholische Pfarrkirche „ St. Jakobus der Ältere“.
Empfangen wurden die Orgelfreunde von der Dekanantskirchenkantorin Stephanie Hillebrand, die Gotteshaus und Orgel mit Sachverstand, Temperament, Witz und musikalischem Können vorstellte. 2004 baute die Firma Vleugels die neue dreimanualige Orgel mit 2004 Pfeifen! Allein der Orgelprospekt von 1699 blieb im barocken Stil erhalten. Anekdote an Anekdote reihte Frau Hillebrand und fesselte mit ihren Erklärungen und ihrem Spiel ungemein.
Die Stadt Miltenberg habe den Orgelneubau finanziell stark unterstützt, ein eigenes Register, das 2004. setze einen Posaunenengel in Betrieb, der beim Drehen ein Schiffshorn erkennen lässt und dem Bürgermeister der Stadt als auch dem ehemaligen Pfarrer (inzwischen Weihbischof in Würzburg) die Referenz erweist.
Herrliche Register zog die sympathische Kantorin, mechanische Spielwerke wie Zimbelstern, Kuckucksruf, Nachtigall, Pauke, Glockenspiel. Eine Orgel ist eben eine Orgel, diese gebaut von der Firma Vleugels. Für die Kantorin, die ihre Stelle um 2004 antrat, kreierte Orgelbauer Vleugels ein besonderes Frauen-Register, das „Pinselregister“. Im Registerzug, der ganz ausziehbar ist, steckt ein kleiner Pinsel, mit dem die Tasten säuberlich gehalten werden sollen.
So treffen sich Witz und Spielfreude beim Orgelbauer und der Musikerin. Kantor Lindemann wagte sich nach Ermunterung durch die Kollegin Hillebrand an den Spieltisch und intonierte etwas „Französisches“.
Losreißen mussten sich Orgelfreunde von der herrlichen Orgel, der gespielten Musik, den Erklärungen und Anekdötchen der beeindruckenden Kantorin, denn im „Kalt-Loch-Bräustübl“ in der Altstadt Miltenbergs war Essen vorbestellt.
Anschließend fuhr der Bus alle nach Hardheim zur Orgelbaufirma Vleugels.
Gegründet wurde die Orgelbaufirma 1855, sie ist eine der größten Orgelbauwerkstätten Süddeutschlands mit ungefähr 20 Beschäftigten. Beeindruckend war die gute Einführung durch einen Film und anschließend die Führung von Hans-Georg Vleugels und Frau Vleugels durch die Werkstätten.
Moderne Orgelprospekte, die sich harmonisch in alte Kirchen einfügen, gehören ebenso zum Standartprogramm von Vleugels als auch das Restaurieren alter oder maroder Orgeln. Vleugels arbeitet mit computergestützten Programmen beim Entwerfen neuer Orgeln, er zieht Künstler zum Gestalten der Prospekte hinzu und ist bemüht, Klang und äußere Schönheit einer Orgel miteinander zu verbinden. Leider konnte die gute Führung wegen des Konzerts um 16 Uhr in Amorbach nur in einer Kurzfassung geboten werden.
Ein Abschlusskonzert in der Basilika zu Amorbach beendete den musikalischen Teil der Orgelfahrt. An der Stummorgel von 1782 spielten Meisterschüler von Prof. Klemens Schnorr,
Freiburg, Orgelstücke von J.S. Bach, J.G. Rheinberger und Francois Couperin. An das Konzert schloss sich eine Führung an, die Entwicklung und Geschichte der ehemaligen Benediktinerabtei, die um 740 gegründet wurde, erklärte. Die Abteikirche im Rokokostil wurde zwischen 1742 und 1747 vom Kurmainzer Hofbaumeister Maximilian von Welsch geschaffen.
Nach der Säkularisierung wurde die Abteikirche eine evangelische Pfarrkirche.
Um 1780 erweiterte man die Klosteranlage um den Konventbau mit Refektorium, Grünem Saal und der Bibliothek mit über 35.000 Bänden Sie zählt zu den bedeutenden und schönsten Bibliotheken des 18. Jahrhunderts. Baumeister war Ignaz Neumann, ein Sohn Johann Balthasar Neumanns (Würzburg). Besitzer von Schloss und Kirche ist heute der Fürst zu Leiningen.
Die Orgelfahrt klang aus mit einem gemeinsamen Abendessen in Amorbach bei fränkischen Bier, fränkischer Kost, Gesprächen und der Heimfahrt im Bus der Firma Sippel. Dank an Herrn Noll, der den Tag organisiert und durchgeplant hatte.
Neue Klänge und neue Orgeln warten 2011, wohin die Reise geht, ob für zwei Tage oder für einen, das wird sich finden!
13.09.2010/Renate Schellhaas