(erschienen in „Kelsterbach Aktuell“, 14.12.2012)
Im Jahr seines 40jährigen Amtsjubiläums als Kantor an St. Martin in Kelsterbach konnte Rainer Noll am 8.12. seine 30. Abendmusik zum Weihnachtsmarkt spielen und dirigieren. Ob man in Kelsterbach auch nur ahnt, welche musikalischen „Highlights“ sich in St. Martin ereignen, kann man sich fragen, aber von einem weiß man bestimmt, dass er sie erkennt und aus vollem Herzen schätzt: Stadtrat Ernst Freese. Und er bekennt dies auch öffentlich: „Da sprechen andere heute schon nach fünf Jahren von einer ,Tradition’ und lassen sich feiern, hier aber hat einer 30 Jahre lang Konzerte auf bleibend hohem Niveau angeboten,“ würdigte er Nolls Weihnachtsmusiken (und dies sind nicht die einzigen Musikereignisse). Auch, dass es für den Fleiß und das Engagement des Kantors spricht, dass in den 30 Jahren fast keine Wiederholung vorkam, hob er hervor. Auch das besonders reichhaltige Jubiläumsprogramm bestand wieder ausschließlich aus Neueinstudierungen.
Wie hoch auch diesmal das Niveau war, konnte man hören in zwei Blockflöten- Konzerten von Michel Corrette und Alessandro Scarlatti, überragend gespielt von Prof. Martin Nitz (Hamburg) und begleitet vom ausgezeichneten Profiensemble „Mainisches Collegium Musicum“ unter Nolls Leitung. Die Kölner Sopranistin Carla Hussong interpretierte zwei Arien von Johann Sebastian Bach (Solovioline: Katrin Ebert) und Georg Friedrich Händel mit geschmeidigem, fülligem und rundem Sopran, und ebenso tonschön wie virtuos die abschließende Kantate „Es stehe Gott auf“ von Johann Philipp Krieger. Im dreisätzigen Konzert D-dur für Solo-Orgel und Streicher von Franz Xaver Brixi entfaltete Rainer Noll als Solist gleichermaßen seine ganze Souveränität, Virtuosität und Subtilität in Artikulation und Brillanz. In wohltuendem Kontrast dazu und typisch für Nolls Programmgestaltung erklang eine Gruppe zeitgenössischer Werke von Lothar Graap (geb. 1933): die Orgelpartita „Es ward ein Kind geboren“, wobei Carla Hussong zwischen den Variationen die drei Liedstrophen textverständlich und unbegleitet vortrug; die Psalmvertonung „Machet die Tore weit“ für Sopran und Blockflöte sowie die beiden Partiten „Es kommt ein Schiff, geladen“ und „Lobt Gott, ihr Christen, alle gleich“ mit Martin Nitz (Blockflöte) und Rainer Noll als wendigem Orgelbegleiter.
Trotz des Winterwetters war wieder eine treue, zahlreiche Zuhörerschaft aus größerem Umkreis gekommen, um sich das Jubiläumsereignis nicht entgehen zu lassen, darunter auch Nolls 90jähriger ehemaliger Klassenlehrer aus Wiesbaden. Die Musikausschussvorsitzende Christel van Verre war in Vertretung des Kirchenvorstandes anwesend und dankte Noll mit einem Blumenstrauß.
Eckard B. Gandela, Frankfurt